Unterwegs mit Jacqueline

Originaltitel
La Vache
Jahr
2016
Laufzeit
91 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Margarete Prowe / 13. Juli 2016

Unterwegs mit JacquelineDie französische Multikulti-Komödie „Unterwegs mit Jacqueline“ ist ein liebevoll gemachtes und überaus witziges Roadmovie von den Produzenten von „Ziemlich beste Freunde“, der ein großes Publikum in Frankreich zum Lachen brachte. Ein Kleinbauer, eine Kuh und eine Odyssee von Algerien nach Frankreich genügen als Basis, um zu zeigen, wie liebevoll Menschen unterschiedlicher Kulturen aufeinander zugehen können.

„Hast du unsere rote Hochzeitsdecke gesehen?“ fragt Naïma ihren Mann Fatah, einen algerischen Bauern, der mit Glatze und Brille eher wie ein Buchhalter denn wie ein Bauer ausschaut. „Nein“, entgegnet dieser und verzieht sich schnell in den Stall, denn natürlich liegt die rote Hochzeitsdecke auf seinem großen Stolz, der französischen Kuh Jacqueline. Fatahs größter Traum ist es, Jacqueline mal auf der Landwirtschaftsmesse in Paris zu präsentieren. Als er tatsächlich nach jahrelangen hartnäckigen Anfragen auf die Messe eingeladen wird, muss das ganze Dorf helfen, denn die Anfahrtkosten müssen die Teilnehmer selbst tragen und Paris ist wahrlich weit weg vom kleinen Dorf Boulayoune in Algerien.

Unterwegs mit JacquelineMit dem Schiff geht es nach Marseille, doch die erhoffte Hilfe von seinem dort lebenden Schwager Hassan bleibt aus, und so macht sich Fatah mit Jacqueline zu Fuß auf den langen Weg nach Paris. Unterwegs treffen sie viele Menschen, die ihnen helfen, doch der liebe und etwas naive Fatah gerät trotzdem häufiger in Schwierigkeiten und daraus resultierende Kapriolen. Die führen unter anderem dazu, dass seine Frau Naïma daheim einige sehr pikante Fotos zu sehen bekommt, ausgerechnet während ein Nebenbuhler beginnt, sich an Fatahs Liebste heranzumachen. Da hilft nur ein Liebesbrief, dessen Entstehung zu den schönsten Szenen in „Unterwegs mit Jacqueline“ gehört, denn die erste Fassung klingt noch wie ein Schreiben an das Finanzamt. 

Der Regisseur Mohamed Hamidi nennt als seine Einflüsse für „Unterwegs mit Jacqueline“ den Film „Ich und die Kuh“, den er als Kind mindestens zehn Mal sah und den auch Fatah im Film gezeigt bekommt, sowie die Roadmovies „Little Miss Sunshine“ und „A Straight Story“. Die Figur des Fatah entspricht am ehesten Hamidis Vater, einem Menschen, der stets einfach sagte, was ihm in den Sinn kam, aber auf eine so liebenswerte Art, dass niemand böse wurde. Hamidi wollte mit Absicht einen Feel-Good-Film machen und keinen, der klischeehaft zeigt, dass Immigranten stets zurückgewiesen werden.

Unterwegs mit Jacqueline„Unterwegs mit Jacqueline“ lebt zudem nicht nur von seinen Schauspielern, allen voran dem Komiker Fatsah Bouyahmed in der Hauptrolle, sondern auch von seiner herrlichen Blasmusik von Ibrahim Maalouf. Hinzu kommen die Gesangseinlagen von Bouyahmed, der beim Gemüse ernten Aznavour und Jonasz summt und dann auch noch „Joe le Taxi“ von Vanessa Paradis, und beim Zirkusfest eine arabisch angehauchte Fassung von Gloria Gaynors „I will survive“ zum Besten gibt.

Es ist also kein Wunder, dass dieser kleine Film über einen Mann und seine Kuh in Frankreich sein Publikum fand. Zudem muss man zugeben: Es handelt sich bei Jacqueline auch um ein ausgesprochen hübsches Rind.

Bilder: Copyright

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