"Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, werden die Toten auf der Erde wandern" - George A. Romeros Zombie-Trilogie

von Simon Staake / 12. Mai 2010

Als 1968 etwas außerhalb von Pittsburgh der junge George A. Romero mit Bekannten und Investoren als Schauspieler seinen ultra-low budget-Film "The Flesh-Eaters" drehte, war keinem der Beteiligten klar, was Romeros Werk lostrat. Umbenannt in "Die Nacht der lebenden Toten" ("Night of the Living Dead") - der ursprünglich geplante Name war glücklicherweise schon vergeben - wurde dieser Schwarz-Weiß-Alptraum zum heiligen Gral des modernen Horrorfilms. Romero brachte mit seinen Zombies eine völlig neue Personifizierung des Grauens auf die Leinwand - und sie gingen nie wieder ganz weg.

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Gleichzeitig kann man 1968 als den Umbruch im Horrorgenre zwischen Tradition und Moderne sehen - verkörpert von Roman Polanskis "Rosemaries Baby" (der den hochglanzpolierten Mainstream-Horror der 1970er vorwegnahm) auf der einen Seite des Spektrums und Romeros furchteinflößender Fabel auf der anderen. Ehre allerdings, wem Ehre gebührt. Der wahre Vater des modernen Horrorfilms ist Alfred Hitchcock, dessen "Psycho" (1960) der wegweisende Film seiner Dekade war. Romero übernahm die beiden grundlegenden Elemente des Films und führte sie weiter aus. Da ist zum einen der "normale" ländliche Schauplatz, der den bisherigen Sets des traditionellen Horrors (Prachtbauten wie das klassische Gruselschloss oder das verwunschene Landhaus) eine modernere Variante entgegenstellte. Dieser rural gothic-Aspekt begründete nebenbei ganze Subgenres wie den Hinterwaldhorror ("Texas Chainsaw Massacre", "Hügel der blutigen Augen"). Noch wichtiger war aber die psychologische Note, die Romero (und Polanski, sicherlich noch subtiler) in den Horror einbrachten. So ist etwa jeder Film, in dem sich eine Gruppe unterschiedlicher Charaktere in Isolation und Belagerung zusammenschließen muss, um zu überleben, von der "Nacht der lebenden Toten" beeinflusst. Die Reibereien zwischen den einzelnen Figuren, die gleichsam symbolische Vertreter ihrer Gesellschaftsschicht oder eines bestimmten sozialen, moralischen oder politischen Weltbildes sind, werden so zu psychologischen Analysen einer gesamten Nation und ihrer Malaise.

"Die Nacht der lebenden Toten" ist wie Romeros gesamte "Untoten"-Trilogie ein zutiefst pessimistisches, deprimierendes Werk. Mit dem Blick eines Dokumentarfilmers filmt er den Verfall der menschlichen Gesellschaft. Seine Zombies sind genau deshalb so furchterregend: Sie sind Ausdruck einer Gesellschaft, die sich selbst zerfleischt, sich selbst verschlingt. Und es sind keine abstrakten Monster, sondern der Nachbar, der beste Freund, das eigene Kind. "They're us, that's all" sagt ein Charakter in der Fortsetzung "Dawn of the Dead" beim Anblick der umhertorkelnden Zombiemassen. Romeros Sozialkritik schleicht sich in alle Aspekte des Films und ist damit sowohl zeitlos in seinen Aussagen über die menschliche Natur, als auch ein Werk seiner Zeit, das die Unruhen und Umwälzungen Mitte der 60er Jahre kommentiert.
Die Tochter, die am abgetrennten Arm eines Elternteils nagt, ist wohl der krassest mögliche Kommentar zum Status der nuklearen Familie. In Zeiten von Rassenunruhen hat der schwarze Held des Films, der als einziger einen kühlen Kopf bewahrt, natürlich besondere Symbolbedeutung - und wird als einziger Überlebender der Schreckensnacht am Ende von einem Haufen schießwütiger Rednecks per Kopfschuss erledigt. Diese bitterböse Pointe verstärkt nochmals die pessimistische Weltsicht Romeros, ebenso wie die Schlusseinstellungen des Films, in denen Ben mit Fleischhaken aufgespießt und zusammen mit anderen (Zombie-)Leichen auf einem großen Leichenberg verbracht wird. Die Präsentation in "Schnappschüssen" (Standbildern) erinnert an Fotos von Kriegsberichterstattern, die Bilder der Leichenberge evozieren Massenmord und die Konzentrationslager der Nazis. Romantik und Sentimentalität, im Horrorfilm auch damals noch ein festes Standbein, sind in "Die Nacht der lebenden Toten" nicht mehr existent. Auch hier läutete der Film eine neue Ära ein, deren Erben etwa in den klinischen, fleischlichen Alpträumen eines David Cronenberg zu finden sind. Getrieben wird der Film zudem durch das allmächtige Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Es gibt keine rational greifbaren Begründungen, kein Held aus der Außenwelt wird die Belagerten befreien. Hier ist wahrlich Nacht, denn Stimmung und Atmosphäre sind tiefschwarz.

Die Zombies selbst sind in der heutigen Zeit durch Parodie und Übersättigung vielleicht nicht mehr ganz so schreckenserregend wie damals, aber das grobkörnige Schwarz-Weiß lässt sie immer noch verdammt gruselig aussehen. Dank der schwachen Ausleuchtung bekommen die Untoten hier einen aus deutschem Expressionismus und Film Noir bekannten, zusätzlich überhöhten Schrecken. Und wenn Romero die Spannungsschraube anzieht und dann zum finalen Angriff der Untoten auf die Eingeschlossenen bläst, erreicht der Film eine Terror- und Angstkulisse, die ihn auch heute noch zum vielleicht eindrucksvollsten, sicher aber einflussreichsten Filme seines Genres macht.
"Die Nacht der lebenden Toten" ist durch seine zahllosen symbolischen Bilder ein Dokument des Grauens auf vielen verschiedenen Ebenen - und genau deshalb ein Meisterwerk der Filmgeschichte, das zwar in seiner Zeit verankert ist und in manchem Dialog gar ein wenig antiquiert wirkt, in Sachen Angst und Schrecken sowie sozialkritischem Kommentar aber unübertroffen bleibt.

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"Dawn of the Dead" ist dann eine Fortsetzung, die in nahezu allen Bereichen das Original erweitert - Laufzeit, Locations, Zombies, Splatter-Effekte, Action - nicht jedoch, was den puren Schrecken betrifft. Eine Erklärung dafür ist, dass Romero mehr Humor hereinbringt. Die grimmig-ironischen bitterbösen Pointen von "Night of the Living Dead" werden durch wesentlich unsubtileren, breiten Humor, beizeiten sogar Slapstick ersetzt. Der Balanceakt gelingt Romero nicht immer, denn spätestens wenn die einfallende Rockerbande mit den Zombies eine Tortenschlacht veranstaltet, wird es doch ein bisschen viel des Guten. Ein Problem, dass sich zudem aus dem übermäßigen Humoranteil ergibt, ist die Verminderung des Schreckens - die Zombies wirken über weite Teile schlichtweg kaum bedrohlich.
Die neuerliche Belagerungssituation - vier Menschen verschanzen sich in einem Einkaufszentrum - sorgt indes für weitere sozialkritische Reflektionen Romeros. Der brillanteste Einfall wird zwar mit dem Holzhammer präsentiert, ist aber als Metapher unschlagbar: Das Bild einer sich durch endlosen Konsumwahn selbst entmenschlichenden Gesellschaft wird perfekt durch die das Einkaufszentrum bevölkernden Zombies verkörpert. Wenn diese in ihrem typischen Schlurfgang zur schlimmstmöglichen Einkaufs-Muzak an den Schaufenstern vorbeiwanken, werden die Parallelen offensichtlich, heute sogar vielleicht noch mehr als vor 25 Jahren. Der Zombie-Shopper als hirnloser, nur von einem Impuls (Fressen: Menschenfleisch! Kaufen: Das neueste Handy! Wirklich so ein riesiger Unterschied?) getriebenes Herdenwesen - allein dieser Beobachtung wegen ist "Dawn" ein Ehrenplatz in den Annalen des Horrorfilms sicher.
Dass "Dawn" jedoch nicht ganz denselben Klassikerstatus wie "Die Nacht der lebenden Toten" einnehmen kann, liegt ironischerweise daran, dass die Ambitionen dieses größeren Projekts sich teilweise selbst im Weg stehen. Waren Romeros teilweise etwas kruden Einstellungen im semidokumentarischen Vorgänger noch ein Vorteil, so werden sie hier zur Schwachstelle. Die Vielzahl der Actionszenen offenbart ein Dilemma, dass Romero mit anderen Selfmade-Regisseuren teilt: Der Mangel an einer "offiziellen" technischen Ausbildung lässt gerade bei den Actionsequenzen so manche Szene unbeholfen inszeniert wirken. Der Wechsel von Schwarz-Weiß zum Farbfilm führt zu einem weiteren Schwachpunkt, denn während man im Original nicht so richtig erkennen konnte, wie die Zombies aussahen (außer furchteinflössend), so sind sie hier grün-grau! Natürlich waren Make-Up Effekte damals noch in der Evolution und das Budget war schmal - trotzdem haben die Zombies in dieser grün-grauen Maske auch einen (unfreiwillig) komischen, albernen Aspekt und sehen eben meistens nicht aus wie Untote - sondern wie Statisten in schlechtem Make-Up. Die überzeugende Darstellung von Zombies in Farbe gelang Masken-Meister Tom Savini erst im Nachfolgefilm "Day of the Dead".

"Dawn of the Dead" weist nicht nur den längsten, verwickelten und letztendlich verlorenen Kampf gegen die Zensur auf, sondern auch die meisten unterschiedlichen Schnittfassungen der Trilogie - und dies nicht nur wegen der Zensur. Vom Regisseur allein gibt es mindestens drei verschiedene Versionen: Die zur Weltpremiere nach Cannes geschleppte 136 Minuten-Fassung, die amerikanische Kinoversion (126 Minuten) und den später auf Video/DVD veröffentlichten "Director's Cut" (139 Minuten). Dario Argento, der für seine Geldbeschaffungsmaßnahmen die Vertriebrechte außerhalb der USA besaß, kürzte (euphemistisch gesagt "straffte" er) Romeros Epos für den europäischen Markt auf 117 Minuten. Aus allen vorhandenen Versionen wurde von einem deutschen DVD-Anbieter vor ein paar Jahren gar die "ultimative" Version mit einer Gesamtlänge von 155 Minuten gebastelt. Von dieser ist allerdings abzuraten, denn nicht nur sind Bild- und Tonqualität schlecht und die Synchronsprecher wechseln aufgrund des unterschiedlichen Ausgangsmaterials innerhalb einzelner Szenen (!),der Film wird auch auf zweieinhalb Stunden gestreckt oftmals schlicht langweilig.
Allerdings kann der deutsche Zuschauer diese Version sowieso (offiziell) nicht mehr finden, denn die ungeschnittenen Versionen von "Dawn of the Dead" und "Day of the Dead" (bzw. "Zombie" und "Zombie 2" im deutschen Verleih) sind in Deutschland nicht nur indiziert, sondern verboten. "Zombie", in der angesprochenen "ultimativen Version" letztmals veröffentlicht, ist seit 2001 wieder einmal verboten und wurde eingezogen (!), d.h. offiziell gibt es in Deutschland keine Version des Films ab 18 Jahren zu kaufen. Seit Veröffentlichung wurde der Film zahllose Male verboten, wiederveröffentlicht, erneut verboten etc. Die gesamte Chronologie würde Bücher füllen. Das einzige was einem bleibt, ist eine entsetzlich verstümmelte (hier der bittere Branchen-Euphemismus "überarbeitet". Na danke.) Fassung von X-Rated, ein Schnittmuster ohne Wert und eine Verhöhnung von Romeros ursprünglichem Werk. Das Ganze ist reiner Schnipselsalat, der spätestens bei den "Schlemmereien" der Zombies so massiv gekürzt ist, dass der Sinn einzelner Szenen nicht mehr ersichtlich ist (das gleiche Schicksal ereilte "Day of the Dead", als "Zombie 2" bis zur Unkenntlichkeit gekürzt in einer 16er Fassung erhältlich). Über Zensurpraktiken in Deutschland braucht hier eigentlich nichts mehr gesagt werden, da möchte man nämlich am liebsten auch gleich mal ein paar Köpfe abbeißen, so abstrus und dämlich sind zum Teil die von den Zensoren vorgebrachten Argumente.
Bei der Frage, welche Fassung die beste ist, ist sich die Anhängerschaft immer noch uneins. Der längere "Director's Cut" gibt den Charakteren mehr Hintergrund, der Argento-Cut setzt mehr auf Action. Der Rezensent favorisiert hier eindeutig den kürzeren, prägnanteren Argento-Cut, da Romeros längere Version diverse Wiederholungen und Längen aufweist, die man nicht der Charakterentwicklung zuschreiben kann. Dies ist in gewissem Sinne sogar Romeros Eigenheit, denn viele seiner Filme leiden generell unter inkonsequentem Schnitt, der oft zu unnötigen Längen führt. Aber die Entscheidung über die Schnittfassung ist sicherlich eindeutig Geschmackssache.

Eins muss hier noch mal klar gestellt werden: Aller geäußerten Kritik zum Trotz ist "Dawn of the Dead" innerhalb des in Sachen filmischer Gesamtqualität nicht unbedingt hochrangigen Horrorgenres sowohl ein herausragender Film als auch ein unverwüstlicher Klassiker. Nur ein ganz großer, wichtiger Moment der Filmgeschichte - wie es "Die Nacht der lebenden Toten" ist - ist "Dawn" doch nicht ganz.

Nach dem von Kritik und Publikum euphorisch aufgenommenen "Dawn of the Dead" war die Erwartungshaltung für Romeros Abschluss seiner Trilogie sehr hoch. Doch aus einem krönenden Abschluss sollte nichts werden. Als "Day of the Dead" herauskam, wurde er von Kritikern und Fans gleichermaßen enttäuscht begrüßt. Und die Schwachstellen des Films sind sicher nicht von der Hand zu weisen: Das Belagerungsszenario ist sattsam bekannt (Romero musste nach Budgetkürzungen seine Ideen radikal einschränken) und ihm werden, anders als bei "Dawn", keine neuen, interessanten Varianten abgewonnen. Die Sets der unterirdischen Militäranlage verraten das schmale Budget und wirken oftmals schlicht langweilig.

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Der Konflikt zwischen Militär und Wissenschaft ist klischiert und wird zudem sehr plump umgesetzt. Einzig die in allen drei Filmen dargestellte Kombination ‚farbiger Held - starke Frau' verwies noch auf die Stärken der Vorgänger. Dieses Mal hatte Romero zudem auch Pech mit seiner Besetzung: Spielten die unbekannten Schauspieler in den beiden Vorgängerfilmen überzeugend oder zumindest adäquat (hervorzuheben sind hier Duane Jones, der schwarze Held aus "Night", und das Duo Ken Foree und Scott Reiniger, die als Kumpel in "Dawn" sehr gute Leinwandchemie haben), so sind die Schauspielleistungen hier eindeutig unterdurchschnittlich. Während der zahlreichen und nicht sehr interessanten Streitgespräche zwischen den beiden Lagern brüllen sich die Schauspieler ihre Zeilen mit wild überzeichneter Mimik zu - Overacting par excellence.

Gespalten waren die Fans auch bezüglich Romeros einzig erwähnenswerter Storyvariante, der Domestizierung eines Versuchszombies in den Händen des mad scientist Dr. Logan. Wahrscheinlich würde dieser Erzählstrang besser wirken, wenn eben jener Doktor nicht als komplette Karikatur des größenwahnsinnigen Metzgers im blutbeschmierten Overall gezeichnet würde, der natürlich auch noch den Spitznamen "Dr. Frankenstein" hat. Trotz dem Wunsch nach ein bisschen mehr Subtilität ist dieser Frankenstein-Subplot (in dessen Verlauf Versuchszombie "Bub" sogar den Tod seines Ziehvaters rächt und eine gute Pointe herausspringt) wenigstens unterhaltsam, was man von dem ewigen Gezänke zwischen Captain Rhodes' Soldaten und den von Ärztin Sarah angeführten Wissenschaftlern/Zivilisten kaum behaupten kann.
Insgesamt zeigt sich hier aber noch deutlicher ein Problem, dass sich schon in "Dawn" abzeichnete: Romeros zunehmendes Eintauschen von hintergründig-grimmiger Ironie gegen offenen Humor stößt bei diesen Filmen schnell an seine Grenzen. Statt wahren Horrorfilmen sind "Dawn" und "Day" zumindest zum Teil comichafte Satiren, was eine eben auch nur zum Teil gelungene Mischung darstellt. Wenn "Day" eine große Errungenschaft hat, dann sind es die Zombieschöpfungen von Maskenbildner Tom Savini und seinem Team, die hier so überzeugend sind wie davor und danach nicht mehr. Die kreierten Zombies und Gore-Effekte gehören überhaupt zum erstaunlichsten, was man aus dem Genre kennt - und treten heutigen überzüchteten CGI-Spektakeln so richtig in den digitalen Hintern. Man mag dem Autor hier rückwärtsgewandten Geschmack vorwerfen und ihm von Pixeln vorschwärmen was man will, die mechanischen und Make-Up Effekte im Horrorfilm zu ihrer Glanzzeit Mitte der 80er Jahre sind noch immer die Besten ihrer Art. Punkt.

Auch bei "Day" muss noch ein zusätzliches Wort zur kritischen Einschätzung verloren werden. Wie John Carpenters klassisches Gore-Remake von "The Thing", wurde "Day" bei Erscheinen von Kritikern und (erstaunlicherweise) Fans gleichsam abgelehnt, mit etwas distanzierterem Blick zurück wurde diese Meinung allerdings revidiert (und sollte es auch). Zwar ist "Day" ein Film mit sehr deutlichen Schwächen und fällt im Vergleich zu den Vorgängern deutlich ab - im Subgenre des Zombiefilms ist er trotzdem immer noch einer der besseren Filme. Denn gerade die aus Italien nach dem Erfolg von "Zombie" rüberschwappende Welle aus Nachahmerfilmen (von denen sich einige ganz dreist als Sequels zu Romeros Streifen verkaufen wollten) - man denke da etwa an die sinnfreien Metzelorgien eines Lucio Fulci - sind oftmals qualitativ erschreckendes, niveauarmes Appellieren an niederste Instinkte.
Und so gibt es in jedem Teil von Romeros Trilogie etwas zu bewundern. Man schaue sich "Night" für seine pure, effektive Alptraumqualität an, "Dawn" für seine satirischen Spitzen gegen die Konsumgesellschaft und "Day" für die Zombies selbst als Errungenschaft der Tricktechnik.

Allerdings ist damit Romeros Zombieuniversum noch nicht erschöpft, denn gerade das Original konnte nicht zufrieden gelassen werden und wurde von hirntoten Geldmachern zur untoten Filmreihe umgemodelt. Neben diversen Wiederveröffentlichungen des Originals gibt es von der "Nacht der lebenden Toten" eine umgeschnittene Neufassung (30th Anniversary Edition) und ein farbiges Remake. Erstere ist eine Frechheit, letzteres eine Enttäuschung; beides hochgradig überflüssig. Ihre Existenz verdanken beide Filme ohnehin einem folgeschweren Faux Pas im Jahr 1968: Nach der übereilten weil späten Umbenennung des Films vergaß man, sich den Titel des Warenzeichens "Night of the Living Dead" eintragen und damit sichern zu lassen. Weswegen praktisch jeder Hans und Franz mit diesem Film Geld verdienen konnte - sehr zum Leidwesen einiger der damaligen Geldgeber. Und diese schlugen dann eben mit ihrem eigenen Herumgepfusche an Romeros Zombielegende zurück. Das schmählichste, erbarmungswürdigste Beispiel dieser Abzocke-Versuche ist die genannte 30th Anniversary Edition, bei der man Romeros Originalfilm mit einem neuen und überaus scheußlichen 80er Jahre-Score und neu gedrehten Szenen (mit denselben Darstellern, was bei zwischenzeitlich vergangenen drei Jahrzehnten unfreiwillig komische Folgen hat) versah. Beides an sich schon Verbrechen am Originalfilm, aber vielleicht noch irgendwo als misslungene Fremdkörper gerade so zu tolerieren. Untolerierbar aber, dass man die Originalabfolge der Romero-Szenen umstellte (darunter das ursprüngliche Ende!) und einige der Szenen des Originalfilms ganz wegfielen. Spätestens damit disqualifiziert sich diese Leichenfledderei als bestes Beispiel dafür, wie man einen Klassiker komplett zugrunde richtet.
"Nur" eine große Enttäuschung war dann das farbige Remake aus dem Jahr 1990, dass Romero zu dem Zeitpunkt wohl als gute Idee empfunden haben musste, da er als ausführender Produzent sogar beteiligt war. Die Regie übertrug man Romeros langjährigem Begleiter, Special-Effects-Guru Tom Savini ("Sex Machine" aus "From Dusk till Dawn"). Trotz Segen Romeros, trotz den das Franchise über die Jahre begleitenden Savini - "Night of the Living Dead - 1990" ist herzlich überflüssig. Der Film fügt dem Original nichts, aber auch gar nichts hinzu. Im Gegenteil: Vom damaligen Kontext losgelöst wirkt der Film in vielerlei Hinsicht leicht lächerlich. Dies hat besonders mit dem antiquierten Drehbuch und der Tatsache, dass die meisten Szenen eins zu eins übernommen wurden, zu tun. Die Dialoge klingen alle sehr Ende 1960-mäßig und lassen das moderne Publikum eher etwas ratlos zurück. Wie wenig Sinn es macht, zugegebenermaßen brillante Filme nahezu komplett identisch abzufilmen, wurde hier sehr schön vorexerziert und dann endgültig von Gus Van Sants überflüssigem Remake von "Psycho" bewiesen. Selbst die paar neuen Ideen wollen nicht zünden, die Pointen sind eher platt und witzlos, wie eigentlich der gesamte Film. Trotz Farbe farb- und leblos, so präsentiert sich dieses Remake, dessen einzig wirklich positiver Faktor ist, dass man daran serinnert wird, wie gut das Original eigentlich war.


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