Freddy gegen Jason. Das Duell der Horrorheroen. Von beiden Fangemeinden lange erwartet und nun endlich Wirklichkeit. Über Jahre wurden Drehbuchentwürfe geschrieben und wieder abgelehnt, grübelte man über Möglichkeiten, die beiden Ikonen aus den 80ern für die Hochzeit des Slasherfilms zusammenzubringen. Und ersann dann ein doch recht simples Konzept:
Freddy Krueger, der metzelnde Alptraum mit der Klingenkralle (aus der "Nightmare on Elm Street"-Reihe) ist mächtig frustriert. Keiner erinnert sich mehr an ihn, keiner träumt mehr von ihm, keiner hat folglich mehr Angst vor ihm. Und so fehlt ihm Lebenskraft, labt er sich doch an der Angst seiner Opfer. Also: Angst muss her. Und wer könnte die Teenager im alten Jagdrevier Elm Street besser in Angst und Schrecken versetzen, als ein baumgroßer, unzerstörbarer, verrückter Massenmörder mit Eishockeymaske? Also wird Jason Voorhees (aus der "Freitag, der 13."-Serie) per Alptraum rekrutiert, der sich auch gleich lustig ans blutige Handwerk macht. Nur als er damit nicht mehr aufhören will, wird Freddy knatschig, schließlich sollen für ihn auch noch ein paar knackige Teenies übrigbleiben. Also kommt es zum Duell der Slasher-Ikonen.
Als Regisseur für diesen "Neuanfang" von zwei Horrorlegenden,
die schon deutlich bessere Tage gesehen haben, hat man wiederum
auf Hongkongexport Ronnie Yu zurückgegriffen, der 1998
bereits die ebenfalls ein wenig in Vergessenheit geratene Killerpuppe
Chucky für eine neue Generation Teeniepublikum wiederbelebte
("Chucky und seine Braut").
Allerdings vergaß man wohl, dass sich Yu mit diesem eher dümmlichen
Streifen zwar mit reichlich Kunstblut, nicht unbedingt aber mit
Ruhm bekleckerte. Und so ist auch Yus zweiter Versuch, abgenudelten
amerikanischen Horrorkonventionen Leben einzuhauchen, ein allerhöchstens
zwiespältiges Vergnügen.
Nur die beinharten Fans werden vor Verzückung an die Decke
gehen, dem unvoreingenommenen Normalzuschauer wird allerdings genau
das geboten, was zu befürchten war, und was beide Serien mehr
und mehr kennzeichnete: Von mäßig talentierten Teenagerdarstellern
(von denen einige der weiblichen offenbar nur wegen ihrem Brustumfang
genommen wurden, und zwei der Silikonschönheiten sind bereits
nach 15 Minuten nackt aufgetreten) über grottenschlechte Dialoge
und haarsträubende Drehbuchwendungen (Schon gewusst? Springwood
liegt fast direkt am Crystal Lake!) ist alles da. Man erwartet ja
grundsätzlich schon nicht viel, aber was sich die hiermit debütierenden
Herren Shannon und Swift da ausdachten, ist schon hart an der Schmerzgrenze.
Dialoge erfüllen hier grundsätzlich den Tatbestand der
Körper-, zumindest aber der Geistesverletzung, und die Schauspieler
sind größtenteils so komplett zu vergessen wie in der
gesamten "Freitag der 13."-Serie.
Besonders
hervorgehoben werden in Sachen "schlechte Schauspielkunst"
muss hier einfach Garry Chalk als der Sheriff von Springwood. Mein
Gott, wo haben sie diesen Kerl bloß aufgetrieben? Ansonsten
darf Teeniesternchen Monica Keena ("Dawsons Creek") ihren
Push-Up-BH ausgiebig spazieren tragen und ganz doll Angst haben,
während R'n'B-Sängerin Kelly Rowland (die mit Nelly und
"Dilemma") ganz doll zickig sein darf und ein ähnlich
dürftiges Leinwanddebüt feiert, wie Kollegin Brandy in
"Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast".
Allerdings hat man auch den Mann hinter der Hockeymaske neu besetzt,
und statt dem bulligen, furchteinflößenden Kane Hodder
gibt nun der eher schmächtige Ken Kirzinger den Jason, angeblich
um den stumpfen Schlächter "gefühlvoller" wirken
zu lassen. Ähem, das hat nicht wirklich geklappt. Denn hatte
man vor dem in diversen Teilen der Serie angetretenen Hodder schon
rein physisch Respekt, so wirkt Kirzinger (besonders mit seiner
komischen, rudimentären Fusselhaarfrisur) schlichtweg ein bisschen
dämlich. Mal davon abgesehen, dass auch Begriffe wie "gefühlvoll"
nicht so richtig zum Tragen kommen.
"Freddy vs. Jason" leidet grundsätzlich darunter,
dass der einzige Existenzgrund des Films, nämlich das Duell
der beiden Horrorikonen, natürlich erst am Ende des Films kommen
kann. Und so muss der geneigte Zuschauer sich eine Stunde lang durch
eine belanglose Story mit belanglosen Darstellern quälen (hier
hat man eindeutig zuviel "Freitag" und zuwenig "Nightmare"
einfließen lassen), bevor es so richtig losgeht.
Das große Duell hat Yu dann in Erinnerung an fernöstliche
Traditionen wie eine Begegnung von Godzilla gegen Mothra aus den
billigen japanischen "Männer im Monsterkostüm inmitten
von Modelleisenbahnkulissen"-Filmen inszeniert, zeitgemäß
mit CGI aufgemotzt natürlich. Und auch wenn man mit letzterem
dann etwas übertreibt (Jason als Flipperball?), so bietet der
Endkampf zumindest Fans das, was sie sich erhofft haben. Auch wenn
es einen ein wenig verdutzt, Filigranfürchter Freddy sich in
Bud Spencer-Manier kloppen zu sehen, inklusive Elbow Smashes und
anderen Wrestlingaktionen.
Immerhin
erinnert das Ende des Films in seiner comic-haften Struktur an den
Ursprung jener Crossover-Events, in denen zwei gegensätzliche
Helden oder Schurken antreten - dem Superheldencomic. Dessen Standardplot
(die beiden Helden duellieren sich erst, um dann festzustellen,
dass sie auf derselben Seite sind, und gehen dann gemeinsam gegen
die wirklichen Bösewichter vor) wird in "Freddy vs. Jason"
recht gelungen umgedreht (erst Bündnis, dann Duell), kann aber
trotzdem nicht über etliche Plotlängen hinwegtrösten,
noch über die Tatsache, dass vielerlei Dinge hier selbst für
Fans ausgesprochen lahm rüberkommen. Hauptproblem sind dabei
Freddy Kruegers One-Liner. Baute man ihn damit in den 80ern systematisch
zur Popkulturikone auf (und sein Furchtpotential ab), so wirken
sämtliche seiner Sprüche hier wie gewollt und nicht gekonnt.
Witzig ist was anderes. Da macht wiederum Kollege Jason mit einigen
unerwarteten und teilweise absurden Tötungen im Vergleich die
bessere Figur, wenn auch nur knapp.
Letztendlich ist es bei diesem Film eine Frage des Publikums: Hardcorefans werden Spaß haben, das Sneakpublikum wird zumindest teilweise (der alkoholisierte Teil?) Spaß haben, allen anderen wird dieser hochgradig alberne Splatter mit seinem Mix aus erzählerischem und darstellerischem Unvermögen und Insiders-only-Szenen schwer im Magen liegen. Die Schlachtplatte ist als Zugeständnis an den ersteren Publikumsteil zumindest wirklich blutig ausgefallen. Aber auch Kunstblut in rauen Mengen ersetzt eben nicht solch Unerlässliches wie Geschichte, Figuren und Stimmung. Zugegeben, davon hat man sich ein gutes Dutzend Mal in beiden Filmreihen auch nicht aufhalten lassen, aber da dürfte (und muss) es beim nächsten Mal schon ein bisschen mehr sein.
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