Was wäre Amerika ohne seine jaulenden Polizeisirenen, ohne
seine endlos langen Limousinen und - nicht zuletzt -
ohne
seine Trucks. In jedem Film huschen sie irgendwo
durchs Bild,
mit ihren chromglänzenden Kühlergrillen, den
blankpolierten
Auspuffrohren, den Airbrush-Pinseleien auf der
Fahrertür und
der amerikanischen
Flagge irgendwo in der Kabine. So donnern sie über
die Freeways,
überholen lahme Autos locker an Steigungen und
fahren stundenlang
endlos gerade Straßen entlang. Das einzige, was ein
echter
Trucker zwischen sich und seine geliebte Motormühle
kommen
lässt, ist das Funkgerät. Da wird gelästert und
geflunkert,
geflirtet und gelacht, geschimpft und geliebt. Und
genau das
ist der Schlüssel zu "Joy Ride".
Da machen sich nämlich zwei Brüder auf eine lange
Reise im
Auto. Lewis (Paul Walker) ist Student, blond,
blauäugig und
brav. Auf dem Weg zu einer Freundin holt er eben mal
seinen
Bruder Fuller (Steve Zahn) aus dem Kittchen - er ist
das schwarze
Schaf der Familie, ein Kleinkrimineller mit
Klassenclown-Charakter.
Im Auto wird es bald langweilig, also kauft Fuller
ein altes
CB-Funkgerät und überredet Lewis dazu, sich als sexy
Lady
auszugeben. Mit Fistelstimme beginnt der bald darauf
wie wild
mit Trucker Rusty Nail (Rostnagel?) zu flirten und
lockt ihn
in ein Motel. Spässle g´macht. Aber wer zuletzt
lacht…
Denn
am nächsten Morgen gibt es einen Schwerverletzten
mit abgerissenem
Unterkiefer. In genau jenem Zimmer, in dem die
erfundene sexy
Truckerbraut sich einquartiert haben sollte. Rusty
Nail will
ab diesem Zeitpunkt nur eines: Rache.
Für die Zuschauer bedeutet dies vor allem Spannung
pur, denn
immer wieder müssen die beiden Brüder vor dem
mörderischen
Ungetüm fliehen, entkommen nur knapp um Haaresbreite
immer
wieder dem Tod. Trucker verstehen eben keinen Spaß.
Ein wenig anstrengend ist es schon, immer wieder die
Leinwand
nach den Truck-Scheinwerfern abzusuchen, die
bestimmt wieder
irgendwo auftauchen. Die Katz-und-Maus-Jagd bleibt
aber spannend.
Denn man weiß weder, wie Jäger Rusty aussieht, noch
wie gefährlich
er wirklich ist. Er ist lediglich
eine tiefe Stimme im Äther, ein Jäger ohne Körper.
Sein Körper
ist ein Truck, blankpoliert, riesig, bedrohlich. Und
die beiden
Blondschöpfe auf der Flucht machen Mitfühlen
einfach: Jeder
hat schließlich schon einmal einen Streich gespielt,
den er
am Ende bitter bereute. Irgendwann sind sie dann zu
dritt,
ergänzt durch Leelee Sobieski, die ausnahmsweise
nicht die
Ich-bin-eine-Frau-ich-kann-nur-kreischen-Rolle
spielt, wie
in derartigen Filmen sonst üblich.
Die Gewalt bleibt im Rahmen, die Kameraarbeit ist
brillant,
die Dialoge witzig und einfallsreich, nur das Ende
lässt etwas
zu wünschen übrig.
Eines hat man gelernt nach diesem Film: Trucker sind
nicht
nur Symbol für Countrymusik und Karohemden. Und noch
etwas
wird einem wieder einmal klar, wenn man nach der
Vorstellung
im Auto sitzt und reflexartig verängstigt in den
Rückspiegel
schaut - so ein Film kann nur in Amerika
funktionieren. Denn
Aldi-Laster, die sogar von Kleinstwagen abgehängt
werden können,
sind eben alles andere als bedrohlich.
Originaltitel
Joy Ride
Land
Jahr
2001
Laufzeit
96 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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