Interview mit Daniel Brühl zu "Intruders"

von Volker Robrahn / 20. Januar 2012

Filmszene: Daniel, Du spielst hier erneut in einem spanischen Film mit und wurdest für „Eva“ auch gerade für den spanischen Filmpreis „Goya“ nominiert. Erkennt man Dich mittlerweile in Spanien auf der Straße?

Daniel Brühl: Immer mehr, ja, was mir irgendwo sogar gefällt. Aber hauptsächlich deshalb, weil ich eben auch dort als Schauspieler Fuß fassen wollte. Denn in Spanien wird zum Teil eine ganz andere Art von Filmen gemacht als hier und das finde ich sehr interessant. Mittlerweile  werde ich auch öfter als Spanier besetzt und wenn die Leute einen erkennen sind sie meist sehr direkt, tatschen einen auch mal an. Aber insgesamt ist das doch ein schönes Gefühl.

Brühl 1In „Intruders“ spielst Du einen spanischen Priester. Ist es das erste Mal, dass Du in so eine Robe geschlüpft bist?

Ja, doch das muss man schließlich auch mindestens einmal im Leben gemacht haben. Aber ich habe zuvor auch noch keinen Horrorfilm gemacht und fand diese eher funktionale Rolle da als Einstieg eigentlich ganz nett. Ich bin kein besonders religiöser Mensch, aber das Spannende an meinem Beruf ist ja, dass man dabei mit Leuten in Kontakt kommt, die man so sonst nicht treffen würde. Und meine Erfahrung mit den Geistlichen, mit denen ich in einem Vorort von Madrid gesprochen habe, war dann, dass die viel lockerer und entspannter sind als ich vorher dachte – dabei habe ich eine Menge Fragen gestellt. Und die machen einfach gute Sachen in sehr schwierigen, auch gefährlichen Stadtteilen. Und allein historisch gesehen finde ich die Geschichte der katholischen Kirche auch sehr spannend und interessant.

Wie bist Du denn zu dem Projekt „Intruders“ gestoßen?

Das ergab sich durch die Kontakte die ich geknüpft habe, als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal für den „Goya“ nominiert wurde. Es war dann relativ schnell klar, dass die Rolle nur so mittelgroß sein würde, aber der Regisseur ist gut, die Besetzung auch und das war dann für mich ausschlaggebend „ja“zu sagen.

Hast Du denn auch einen persönlichen Bezug zu den eher bedrohlichen Themen des Films?

Nun ja, ich bin immerhin in einem spanischen Dorf geboren, dessen Name übersetzt „Die Wiege des blutrünstigen Schakals“ heißt. Ein echtes Gruseldorf, über das auch Vampirgeschichten erzählt werden – da kannst Du gerne mal vorbei kommen. Aber klar, ich habe natürlich auch Erfahrungen mit Albträumen gemacht, vor allem das Thema des Eindringens von etwas Fremden, vor dem man sich ängstigt und wie gelähmt im Bett sitzt, das kenne ich ganz gut. Aber solche Horrorgeschichten haben auch durchaus etwas Belebendes, deshalb schaut man sich ja auch solche Filme an – also ich zumindest.Brühl 2

Und für wie realistisch hältst Du die Aussage des Films und seines Regisseurs, dass „Angst“ von einer Generation zur nächsten weiter vererbt wird?

In unserem Film wird das natürlich alles etwas überspitzt, aus dramaturgischen Gründen. Aber den Ansatz finde ich auf jeden Fall interessant, vielleicht nicht unbedingt genetisch, aber in der Erziehung kann man da sicher eine ganze Menge anrichten. Doch, ich kann diese Theorie schon zu einem gewissen Teil nachvollziehen. Was mir aber vor allem gefällt ist, dass das „Böse“ hier mal auf eine ganz andere Weise dargestellt wird, nicht als irgendein Zombie oder Psychopath sondern auf eine eher universelle Art. Aber wenn es so ein Exploitation-Horror-Porno geworden wäre, hätte ich auch sowieso gar nicht mit gemacht.

Sprechen wir noch kurz über „Rush“, einen internationalen Film unter der Regie von Ron Howard über die Rennfahrerszene der 70er Jahre, in dem Du Niki Lauda spielst. Seid Ihr schon am Drehen?

Noch nicht, aber im Februar geht es los. Auch ein Thema bei dem es einen Moment der Angst und der „Überwindung“ gab. Ich hab deshalb mal einen Rennwagen auf einem richtigen Formel 3-Kurs gesteuert. Und es ist auch nicht unbedingt einfach eine Figur zu spielen, die berühmt und noch am Leben ist – das ist schon ein etwas mulmiges Gefühl. Aber Niki Lauda unterstützt den Film sehr und es ist mir zum Glück gelungen einen guten Draht zu ihm aufzubauen. Er ist da in allem sehr offen und locker, man darf alles direkt ansprechen und so gesehen ist es dann wieder ein Vorteil, dass er noch so munter unter uns ist, denn eine bessere Quelle kann man ja gar nicht haben. Ich denke, dass dadurch

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Filmszene-Redakteur Volker Robrahn beim Interview mit Daniel Brühl

auch die eine oder andere Sache noch ins Drehbuch einfließen könnte – ohne dass ich dazu heute schon was Genaueres verraten darf. Aber natürlich wird auch der berühmte Unfall nicht ausgespart, dessen Folgen er ja noch heute mit sich herumschleppt. Es hat schon länger keinen großen Film über den Formel 1-Zirkus mehr gegeben und die Saison, um die unsere Geschichte kreist, mit dem Zweikampf von Niki Lauda und James Hunt, war sicher eine der aufregendsten überhaupt. Dafür hab ich mir dann auch gerne einen österreichischen Akzent antrainiert.

Das ist dann aber schon eines der bisher größten Projekte für Dich, oder?

Absolut und ich genieße es sehr, mal so arbeiten zu können. In dieser Größenordnung und Professionalität, mit einem Drehbuch von Peter Morgan ("Die Queen", "Der letzte König von Schottland"), an dem von vornherein alles stimmt und man nicht lange braucht um einen Zugang zu finden. Mit dem oscarprämierten Kameramann von "Slumdog Millionär", mit Chris Hemsworth und Alexandra Maria Lara an meiner Seite. Und natürlich mit einem Profi wie Ron Howard, der auch ganz genau weiß was er will und wie er das umsetzen kann. Da wird was Gutes draus entstehen, mit Sicherheit.

 


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