Anlässlich des 150. Geburtstags von Gustav Mahler - dem bedeutendsten Komponisten des frühen, wenn nicht des gesamten 20. Jahrhunderts - einen Film zu machen, ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Als Rahmen für diesen Film die Begegnung zwischen Mahler und Sigmund Freud zu wählen, zwei der eigenwilligsten Gestalten ihrer Epoche, ist sicher auch keine schlechte Idee. Was Percy Adlon (der 1987 mit "Out of Rosenheim" einen internationalen Hit landete, seitdem aber nichts mehr von größerem Belang zustande gebracht hat) und sein Sohn Felix als Regie- und Drehbuch-Duo allerdings aus dieser Idee gemacht haben, ist ein ziemlich vermurkstes Stück selbstverliebter Autorenfilmer-Quark, der sich unnötig sperrig geriert, um künstlerische Tiefe vorzutäuschen, dabei jedoch ein vernünftiges Konzept oder eine klare Linie vermissen lässt. Es ist verbürgt, dass sich Mahler (Johannes Silberschneider) und Freud (Karl Markovics, "Die Fälscher") im Jahr 1910 für einen Tag und eine Nacht im holländischen Städtchen Leiden getroffen haben und der Komponist die Hilfe des Erfinders der Psychoanalyse in Anspruch genommen hat, um seine persönlichen Probleme in den Griff zu bekommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in den Gesprächen der beiden vor allem um Mahlers junge, schöne und lebenshungrige Frau Alma (Barbara Romaner) ging, da Mahler kurz zuvor erfahren musste, dass Alma eine Affäre mit Walter Gropius (dem späteren Begründer des Bauhaus und weltberühmten Architekten) hatte, pikanterweise durch einen an Alma gerichteten, aber an Mahler adressierten Liebesbrief. Auf dieses Thema und die Entwicklung der Beziehung von Mahler und seiner Alma fokussiert sich auch dieser Film, wird seinem Subjekt damit aber leider überhaupt nicht gerecht. So wabert durch den gesamten Film eine selbstverliebte, überkandidelte Autorenfilmer-Attitüde, eine Weigerung aus Prinzip, Dinge einfach "normal" zu inszenieren, die seit den frühen 80er Jahren völlig überholt ist und schon damals nervte. Dabei haben Adlon und Sohn auch nicht wirklich bemerkt, dass sie ihr eigentliches Hauptsubjekt - Gustav Mahler - immer mehr aus den Augen verlieren und viel mehr einen Film über Alma gemacht haben, offenbar vollkommen eingenommen von dieser Person. Mit Inbrunst und stellenweise fast manischer Intensität wirft sich Barbara Romaner in diese Rolle, windet sich in jugendlicher, unerfüllter Wollust und wird inszeniert als eine Frau von geradezu explosiver Sexualität, für die die Ehe mit Mahler zu einem Gefängnis für ihre Leidenschaft wurde. Man wird indes das Gefühl nicht los, dass Vater und Sohn Adlon dieser Frau ebenso verfallen sind wie ihre tatsächlichen männlichen Bekannten jener Zeit, und darum eine selbstgerechte Egomanin hier zur tragischen Heldin erheben. Zur Sympathiefigur wird Alma für den Zuschauer trotzdem nicht. So reduziert "Mahler auf der Couch" die wendungs- und konfliktreiche Biografie von Gustav Mahler auf die Geschichte seiner Ehe und wird dem komplexen und facettenreichen Charakter des Komponisten damit in keiner Weise gerecht. Vollkommen fragmentarisch, sperrig und unstet in seiner Erzählung, erweist der Film seinem Subjekt damit einen echten Bärendienst: Wer vorher nicht viel über Mahler wusste, wird hiervon ganz sicher nicht ermutigt, das zu ändern. |
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