Lola (Miley Cyrus) ist 16 und besucht eine Highschool in Chicago. Von ihren Freunden wird sie LOL genannt – was in der Chat-Sprache für „Laughing out loud“ steht. Das Lachen vergeht dem Teenager zu Beginn des neuen Schuljahres jedoch erst einmal: Ihr Freund Chad (George Finn) eröffnet ihr, dass er im Sommercamp mit einem anderen Mädchen geschlafen hat, ihre alleinerziehende Mutter Anne (Demi Moore) mischt sich permanent in ihre Privatsphäre ein („Ist das etwa eine Intimrasur?!“) und die Beziehung zu ihrem besten Kumpel Kyle (Douglas Booth) verkompliziert sich, als aus Freundschaft plötzlich Liebe wird. Lol glaubt, dass Kyle schon erste sexuelle Erfahrungen gemacht hat und gibt ihm gegenüber deshalb vor, keine Jungfrau mehr zu sein. Als wären die ewigen Streitereien mit ihrer Mutter nicht schon nervenaufreibend genug, muss sie nun auch noch jemanden finden, der sie entjungfert.
Auch Lols Freunde schlagen sich mit jeder Menge Probleme herum, die das Erwachsenwerden so mit sich bringt und besetzen nebenbei jedes Rollenklischee des High-School-Films: Der unattraktive aber liebenswerte Freak Wen (Adam Sevani) verliebt sich ausgerechnet in die hübsche und Klassenbeste Emily (Ashley Hinshaw), die sich wiederum in den Kopf gesetzt hat, den neuen Mathe-Lehrer zu verführen. Die zickige Ashley (Ashley Greene) trägt immer die tiefsten Dekolletees, hat einen Hintern, auf den Lol und ihre Freundinnen neidisch sind und macht sich wahllos an alle Jungs ran. Chad hat zwar mit Lol Schluss gemacht, ist aber trotzdem eifersüchtig auf die Beziehung, die sich zwischen seinem besten Kumpel Kyle und ihr anbahnt und Kyle muss nicht nur um Lol, sondern auch für die Erlaubnis seines strengen Vaters für den Auftritt mit seiner Band kämpfen.
Wer nun denkt, nach der Pubertät wird alles besser, irrt gewaltig. Auch das Leben der Teenie-Eltern verläuft alles andere als rosig: Anne ist zwar vom Vater Lols und ihrer kleinen Geschwister geschieden, hat aber noch heimlich Sex mit ihm. Als der Absatz ihres Highheels ausgerechnet nach dem Bezahlen eines Strafmandats vor dem Polizeipräsidium abbricht, lernt sie den attraktiven Drogenfahnder James (Jay Hernandez) kennen und hat Schmetterlinge im Bauch – genau wie ihre Tochter. Auch optisch unterscheiden sich die Generationen dank exzessiven Make-ups bei den Jüngeren und Botox bei den Erwachsenen kaum. So wird die Szene, in der Schüler und Eltern gemeinsam an einem Vortrag in der Schulaula teilnehmen zum lustigen Rätselraten: Wer ist Schülerin, wer Mutter?
Seit den französischen „La Boum“-Filmen aus den 80er Jahren hat sich an den Problemen Heranwachsender also nicht wirklich etwas geändert. Es wird nur mit anderen Kommunikationsmitteln geliebt, gestritten und Schluss gemacht, wie "LOL" eindrucksvoll vorführt. Per Splitscreen erscheinen die Chatfenster auf der Leinwand, in denen die Zuschauer verfolgen können, wie sich zwischen Lol und Kyle eine zarte Beziehung anbahnt und wie Lol mit ihren Freundinnen lästert und leidet. Als Kyle feststellt, dass Lol ihn bei Facebook blockiert hat, kommt das einem emotionalen Weltuntergang gleich. Auch für die La-Boum-Generation sind Smartphones und Social Media keine Fremdwörter. „Hug?“ simst Anne nach einem Streit an Lol, die ein Zimmer weiter auf ihrem Bett schmollt und wenige Minuten später kuscheln sich Mutter und Tochter versöhnt zusammen. Ein echter Anachronismus ist da das Tagebuch, dessen papierene Seiten Lol tagtäglich handschriftlich füllt. Dass dieses jahrhunderte alte Medium nicht per digitalem Code verschlossen werden kann, wird Lol zum Verhängnis, als Anne das Buch findet und von erstem Sex, Joints und weiteren Sünden ihrer Tochter liest.
Die „La Boum“-Filme spielen in der Entstehungsgeschichte von „LOL“ eine entscheidende Rolle. Die französische Regisseurin Lisa Azuelos wuchs mit diesen Coming-of-Age-Klassikern auf und fand sich in ihren Protagonisten wieder. Fast 30 Jahre später vermisste sie in Frankreich ähnliche Filme für die Generation ihrer Tochter. 2009 kam nach dem Drehbuch von Azuelos und unter ihrer Regie das französische Original „LOL“ in die Kinos. Für die Rolle der Anne konnte sie Sophie Marceau gewinnen, die als Protagonistin der La-Boum-Filme zum Kinostar wurde. Für das amerikanische Remake mit „Hanna Montana“-Star Miley Cyrus und 80er-Jahre-Ikone Demi Moore in den Hauptrollen wurde Azuelos ebenfalls mit der Regie beauftragt und passte ihr Werk dem amerikanischen Markt an. Ein kleines Spiel mit amerikanischen Vorurteilen ihrer Heimat gegenüber erlaubt Azuelos sich mit der Klassenfahrt nach Frankreich, auf der natürlich reichlich Schnecken aufgetischt werden und Lol bei einer Gastfamilie in einem ungeheizten Herrenhaus untergebracht wird, die sich als fanatische Jeanne-D’Arc-Verehrer erweist.
Mit "LOL" auf amerikanisch hat Azuelos erneut eine harmlose Coming-of-Age-Komödie geschaffen, die über alle Zutaten für eine Teenie-Liebesgeschichte mit allen Herausforderungen des Erwachsenwerdens in der gehobenen Mittelschicht verfügt und diese in eine zeitgemäße Erzählform gießt. Der prominent besetzte Cast mit Teenie-Idol Miley Cyrus und Jungstars wie Ashley Greene („Twilight“), Douglas Booth („Worried about the boy“) Adam Sevani („Step up 3D“) oder George Finn („How I met your mother“) wird ein übriges tun, um die junge Zielgruppe zu erreichen. Ob Azuelos ihrem Anspruch gerecht geworden ist, eine „perfekte Komödie“ zu drehen, die auch die La-Boum-Generation in die Kinos lockt, darf jedoch bezweifelt werden.
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