John und Jenny Grogan (Owen Wilson und Jennifer Aniston) sind eigentlich ein echtes Musterpaar. Nach der Heirat ziehen sie ins sonnige Florida und ergattern beide Jobs bei verschiedenen Lokalzeitungen. Dass sie dabei etwas erfolgreicher ist und die bedeutenderen Reportagen schreibt, ist kein wirkliches Problem, und auch die anstehende heikle Frage der weiteren Zukunfts- und Familienplanung umgeht John recht geschickt, indem er als Zwischenlösung den knuddeligen Labrador Marley präsentiert. Der ist allerdings irgendwann 50 Kilo schwer und entpuppt sich als echter und kaum zu bändigender Rabauke. Allerdings liefert er seinem Herrchen damit auch den Stoff für eine Zeitungskolumne, welche John zunächst nur widerstrebend übernommen hatte, die ihn jetzt aber äußerst beliebt und bekannt macht. Doch die Probleme, die Marley verursacht, sind fast nichts gegen den Stress und den Streit, der sich mit den dann doch irgendwann anstehenden Schwangerschaften und der folgenden Kindererziehung ergibt. Eingekeilt zwischen Job, Familie und Hund wird die Beziehung der Grogans auf eine echte Probe gestellt.
Die erwähnte Zeitungskolumne des realen John Grogan und der darauf basierende Sammelband "Marley und Ich" bilden die Grundlage für diesen Film. Denn wenn ein Werk sich dermaßen gut verkauft, dann wird Hollywood schnell hellhörig. Kleine Besonderheit oder auch Problem dabei: Es handelt sich um ein amüsantes, aus vielen kleinen Einzelteilen bestehendes Sachbuch, welches natürlich keiner klassischen Dramaturgie folgt. Dass es nicht ganz einfach ist, aus so einer Vorlage ein stimmiges Drehbuch zu basteln, konnte man hierzulande ja bereits bei dem Projekt "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" feststellen. Obwohl sich die Handlung zusätzlich noch über viele Jahre streckt, wirkt "Marley & Ich" aber nicht ganz so bemüht konstruiert wie das genannte Beispiel - allerdings präsentiert sich auch dieser Film nicht gerade als einheitliches Ganzes.
Was aber im Grunde positiv zu sehen ist, denn nur aufgrund des Stimmungs- und Schwerpunktwechsels in der zweiten Hälfte rettet sich diese Produktion noch aus dem tiefen Tal einer zuvor nur ausgesprochen mäßig goutierbaren Adaption. Was einem da in den ersten rund 45 Minuten geboten wird, ist nämlich bemerkenswert wenig. Zunächst eindeutig als leichter Komödienstoff angelegt, gibt es leider so gut wie keine brauchbaren Gags. Weder durch oder mit Owen Wilson, dessen komisches Potential auch die komplette Laufzeit über nicht genutzt wird, noch durch die eigentlich ziemlich harmlosen Streiche und Aktionen des angeblich ach so wilden Hundes.
Die Lustlosigkeit des Ganzen wird dabei nicht nur in den ausdruckslosen Gesichtern der beiden menschlichen Hauptfiguren deutlich, sondern zum Beispiel auch in einer Szene, in der Marley allein zu Haus gelassen die gesamte Garageneinrichtung verwüstet. Wie er das tut wird uns allerdings gar nicht gezeigt, sondern lediglich das finale Ergebnis präsentiert.
Während also die Grogans der Meinung sind, den mindestens frechsten und verrücktesten Hund der Welt zu besitzen, weisen der Erfolg der Zeitungskolumne und das hohe Identifikationspotential zahlreicher Leser doch eher darauf hin, dass es eben vielen Hundebesitzern ganz genauso geht und der gute "Marley" vielleicht doch nicht ganz so spektakulär und einzigartig ist wie gedacht.
Auch der Versuch, mit zwei prominenten Nebendarstellern zu punkten, geht nur zu 50 Prozent auf. Während nämlich der seit "Little Miss Sunshine" anscheinend nun auf solch kauzige Rollen abonnierte Alan Arkin als Johns vorgesetzter Chefredakteur für die besten Gags überhaupt sorgt, wirkt der kurze Auftritt der kaum wieder zuerkennenden Kathleen Turner als Hundetrainerin eher skurril.
Doch nachdem man sich schon fragt, ob es wohl nicht etwas anstrengend werden könnte, sich dieses nur mäßig bunte Treiben über fast zwei volle Stunden anzuschauen und ob denn der gewaltige kommerzielle US-Erfolg des Films wirklich ausschließlich an den prominenten Namen der beiden Hauptdarsteller und dem familientauglichen Hundethema liegt, ändert sich plötzlich doch noch etwas. Mit dem Beginn der durch den Kindersegen ausgelösten Probleme wird es zwar nicht unbedingt komischer, aber doch deutlich interessanter. So ist Johns Karriere zwar nun rein äußerlich und finanziell betrachtet ins Rollen gekommen, doch da er sich viel eher als Reporter sieht denn als Kolumnenschreiber bleibt eine latente Unzufriedenheit vorhanden.
Hund und Kleinkinder rauben der Familie oft den letzten Nerv und es kommt zu einigen Gesprächen und Situationen, die gar nicht mal so weit von der Realität entfernt sind und glaubhaft dargeboten werden. Auch die beiden Hauptdarsteller wirken in diesen dramatischen Szenen deutlich motivierter und spielen engagiert und überzeugend. Aufgrund dieser Entwicklung (und auch dem eher unfreiwilligen Mangel an gelungenen wirklich witzigen Momenten) dürfte die Klassifizierung des Films als "Drama" statt als "Komödie" somit gerechtfertigt sein. Und das ist dann doch eine Überraschung, die man auch aufgrund der Vermarktungsstrategie wahrlich nicht erwarten konnte.
Zum Schluss wird es dann sogar richtig heftig, sprich sehr emotional, und ob einen das dann packt oder man sich eher die Geschmacksfrage stellt, liegt im Auge des Betrachters. Es steht zu vermuten, dass zumindest die Haustierbesitzer eher zur erstgenannten Variante tendieren werden.
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