"Rent" ist zweifellos eines der erfolgreichsten Broadway-Musicals der letzten Jahre. Basierend auf Puccinis "La Bohème" ist es der bemerkenswerte Versuch, ernste Themen wie Drogenabhängigkeit und Aidserkrankung in ansonsten meist fröhlichen und realitätsfernen Musiktheater zu verarbeiten. "Rent" ist aber leider kein guter Kinofilm. Dieses Fazit überrascht, weil man es zu Beginn nicht erwarten würde. Die grandios inszenierte Eröffnungssequenz verballert allerdings mit dem unwiderstehlichen "Seasons of Love" auch gleich den einzigen echten Ohrwurm des Stückes. Sie steht zudem mit ihrer Bühnepräsentation aller Hauptdarsteller inhaltlich völlig außerhalb der eigentlichen Handlung, und das ist geradezu bezeichnend, denn die Gänsehautqualität dieser ersten Minuten kann der Film anschließend nicht wieder erreichen. Diese Maureen ist übrigens Sängerin, was aber in diesem Fall nichts Besonderes ist, da in einem Musical naturgemäß sowieso jeder ständig singt. Und für "Rent" gilt das dann sogar noch etwas mehr, denn es reiht sich in der Tat ein Song an den anderen, die gesprochenen Dialoge werden auf ein absolutes Minimum reduziert. Was dann eben dazu führt, dass man sich beim Kennen lernen gegenseitig die bisherige Lebensgeschichte vorsingt anstatt sie einfach zu erzählen. Auch kurz vor dem Drogentod oder in der Selbsthilfegruppe der HIV-Erkrankten: Es gibt keine Situation, bei der die Protagonisten nicht noch einen hübschen, mehr oder weniger passenden Song auf den Lippen haben. Und das ist das große Problem. Denn was auf der Bühne, durch das unmittelbare physische Erleben des Geschehens, durchaus funktionieren kann, das wirkt bei der Umsetzung auf der Leinwand phasenweise einfach nur lächerlich. Den Mitwirkenden vor der Kamera ist dabei allerdings kein Vorwurf zu machen. Fast der gesamte Cast der Bühnenversion schlüpft in seine seit Jahren verinnerlichten Rollen, nur Rosario "Sin City" Dawson ist neu dabei und fügt sich gut ein. Singen können die jungen Damen und Herren, und typgerecht besetzt sind sie auch. Der genretypischen Eindimensionalität ihrer Figuren können sie allerdings genauso wenig einen eigenen Stempel aufdrücken wie ihr Regisseur. Wobei der es wahrscheinlich auch gar nicht erst versucht hat, und sich mit dem ähnlich fragwürdigen Kollegen Joel Schumacher vom "Phantom der Oper" eifrig darüber streiten darf, wer von beiden denn nun die größere Musical-Gurke verbrochen hat. Für Columbus zählen immerhin fünf großartige Minuten. |
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