Stattdessen präsentiert sich "Soloalbum" als eine Art Zweitverfilmung von "High Fidelity": Der pseudo-souveräne Ben wird von seiner Freundin Katharina (MTV-Moderatorin Nora Tschirner, die hier einen bemerkenswerten Mangel an jeglichem Schauspieltalent beweist) per SMS abserviert, als er sie an ihrem Geburtstag alleine im Restaurant sitzen lässt und stattdessen auf einer Party mit einer blonden Schnalle rummacht (Kurzauftritt von Sandy Mölling, die Blondine von den "No Angels"). Statt die zurück gewonnene Freiheit zu genießen, stellt Ben allerdings alsbald fest, dass er über Katharina nicht hinweg kommt - sollte er sich tatsächlich richtig verliebt haben? Während er nun die üblichen Phasen der Beziehungsverarbeitung durchläuft, immer mit tatkräftiger Unterstützung seiner Freunde Christian und Alf, erweist sich die Zurückeroberung Katharinas als einzig wirkliches Ziel in seinem frisch zerrütteten Leben.
Der Plot erinnert bereits stark an "High Fidelity", die enorme Plattensammlung im Eingangsbereich von Bens Wohnung (einem Menschen, der sicher tausende von CD's, aber ganz sicher kein Vinyl besitzen würde) ist ebenfalls nur als "Anspielung" auf die Hornby-Adaption zu verstehen. Geradezu eine Frechheit schließlich eine Szene, die fast Wort für Wort bei "High Fidelity" abgeschrieben wurde. Spätestens dann wird allerdings auch klar, dass es keinem Beteiligten daran gelegen war, die leise, orientierungslose Verzweiflung der tatsächlichen Romanvorlage in den Film zu retten, und man lieber alles so hübsch glatt bügelte, dass sich daraus eine flotte, letztlich aber reichlich belanglose Beziehungskomödie stricken ließ.
Den richtigen Regisseur hat man sich dafür auf jeden Fall geholt: Gregor Schnitzler debütierte vor zwei Jahren mit der nostalgischen Sponti-Komödie "Was tun, wenn's brennt" und formatierte die eigentlich als ernsthafte Vergangenheitsbewältigung geplante Rückbesinnung auf die frühen 80er bereits zu leicht verdaulicher Unterhaltung mit Comedy-Touch um. Dort wie hier ist das Ergebnis schwungvoll inszeniert, beizeiten durchaus komisch und problemlos konsumierbar - vermittelt aber auch das überdeutliche Gefühl, dass zugunsten von mehr massentauglichem Entertainment auf den Tiefgang verzichtet wurde. Da mag man schon mal leise von einer Amerikanisierung des deutschen Mainstream-Films sprechen, kann nach einem kurzen Räuspern dann aber auch gleich lauter werden, wenn man erfährt, dass das nächste Projekt von Autor Jens-Frederik Otto eine "Shakespeare in Love"-Variante mit dem einfallsreichen Titel "Goethe im Stress" sein soll. Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht, das scheint ja auch schon das Motto bei diesem Film gewesen zu sein.
Letztlich kann man es der Crew von "Soloalbum" wohl nicht wirklich zum Vorwurf machen, dass sie lieber oberflächliche Filme drehen, die man nach dem Anschauen getrost wieder vergessen kann, nachdem man 90 Minuten ordentlich unterhalten wurde. Was sie tun, machen sie schließlich gut. Gerade die Sidekicks Christian und Alf sind in all ihrer Formelhaftigkeit eine wahre Bereicherung und verleihen dem Film immer wieder neuen Schwung, wenn der leicht überforderte Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer ("Herz im Kopf") diesen zu verlieren droht.
Unterm Strich bleibt jedoch nicht mehr als eine akzeptable Beziehungskomödie, die genau genommen eine Verschwendung der Filmrechte von "Soloalbum" darstellt, und die wahrscheinlich auch Stuckrad-Barres Ich-Erzähler nicht wirklich gut finden würde. Schon allein, weil nur ein einziger Song von Oasis darin vorkommt. Und dann auch noch aus deren belangloser Spätphase. Obwohl, gerade das passt zu diesem Film.
Neuen Kommentar hinzufügen