Der Anfang erinnert, wohl nicht ganz ungewollt, ein bisschen an einen James Bond-Film: Zu einem spannungsgeladenen Soundtrack und in rasant geschnittenen Bildern rast der Geheimagent Spencer Aimes (Ashton Kutcher) unter der Sonne Südfrankreichs über die Straßen und liefert sich eine heiße Verfolgungsjagd (parallel dazu erscheinen auf der Leinwand die in buntem Retro-Look gehaltenen Credits). Nur wenig später trifft er im Hotelaufzug auf Jennifer (Katherine Heigl), die lieber einfach nur Jen genannt werden möchte und mit ihren Eltern in Nizza Urlaub macht, weil sie sich von ihrer vor kurzem in die Brüche gegangenen Beziehung erholen möchte. Doch die Leiden der Vergangenheit sind bei Spencers Anblick schnell vergessen und auch der charmante Top-Spion ist sofort von der witzigen und schlagfertigen Jen hingerissen.
Es kommt also, wie es im Film kommen muss - die beiden heiraten, beziehen ein geräumiges Vorstadthäuschen und leben das ruhige amerikanische Durchschnittsleben, von dem Spencer - des ganzen Agentenstresses sowieso längst überdrüssig - schon lange geträumt hat. Sein Dasein als internationaler Top-Spion hat er nach dem Auftrag in Nizza an den Nagel gehängt; dumm nur, dass er Jen nie von seiner beruflichen Vergangenheit erzählt hat. Als diese ihn nämlich einholt und am Morgen nach Spencers 30. Geburtstag ein Auftragskiller im Haus der beiden auftaucht, rächt es sich, dass er seiner Frau das eine oder andere wichtige Detail seines Lebenslaufs verschwiegen hat. Mit dem Killer kommt also die Krise, denn Jen fühlt sich von Spencer belogen, was angesichts der Bedrohung von außen allerdings erst einmal zweitrangig ist. Der besagte Killer ist nämlich nur der erste aus einer ganzen Horde von hoch motivierten feindlichen Agenten, gegen die sich Spencer und Jennifer zur Wehr setzen müssen.
Bei "Kiss & Kill" handelt es sich um den neuen Film von Robert Luketic ("Natürlich Blond"), der auch schon bei seinem letzten Film "Die nackte Wahrheit" mit Katherine Heigl zusammengearbeitet hat. Der Schwung, den die ersten Minuten von "Kiss & Kill" noch haben, setzt sich im weiteren Verlauf leider nicht fort. Die erste Hälfte des Films plätschert eher gemächlich dahin, ohne in irgendeiner Weise besonders positiv aufzufallen. Spritzige Dialoge, wirklich originelle Einfälle oder auch eine besonders ausgeprägte Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern sucht man so gut wie vergebens. Es sei denn, man möchte die Tatsache, dass Jennifers Mutter (Catherine O'Hara) in jeder ihrer Szenen und zu jeder Tageszeit zum Wein- oder Cocktailglas greift, in die Kategorie "originelle Einfälle" einordnen - wirklich witzig ist dies jedenfalls auch nicht.
Warum genau Spencer sich so sehr danach sehnt, sein Agentendasein aufzugeben und ein ruhiges Leben zu führen, erfährt man leider nicht genauer und kann deshalb nur mutmaßen, dass wohl auch das actionreichste Agentenleben früher oder später langweilig wird. Als Jennifer und Spencer schließlich glücklich verheiratet im amerikanischen Vorort-Paradies leben, glaubt man für kurze Zeit, hier ein weiteres Mal das etwa aus "Desperate Housewives" bekannte Motiv aufblitzen zu sehen, dass hinter den Fassaden der stets wie frisch gestrichen aussehenden Vorstadthäuser nichts so ist, wie es scheint und alle Bewohner ihre dunklen Geheimnisse haben. Doch der weitere Verlauf der Handlung erweist sich dann leider als zu plump, als dass man dem Film wirklich so viel Tiefsinnigkeit unterstellen möchte.
Für einen kleinen Aha-Effekt dürfte bei einigen Zuschauern Tom "Magnum" Selleck sorgen, der hier als Jennifers Vater vor allem bärbeißig in die Gegend blicken darf. Als es in der zweiten Hälfte des Films dann mit der Action so richtig losgeht, kommt kurzzeitig noch einmal Schwung in die Geschichte. Schnell wird jedoch klar, dass kreative Einfälle oder Storywendungen hier extrem dünn gesät sind und die Handlung von nun an nach dem immer gleichen Schema abläuft. Die Actionszenen werden lediglich mit jedem Mal ein bisschen lauter, bunter und größer, davon abgesehen hat "Kiss & Kill" aber nichts mehr zu bieten. Jennifer und Spencer dürfen sich noch ein wenig streiten, nachdem sie herausgefunden hat, was er ihr jahrelang verheimlicht hat. Während sie anfangs auf den Kugelhagel und all die zerberstenden Fensterscheiben noch arg hysterisch reagiert, arrangiert sich Jennifer recht schnell mit der Situation, ergreift die Initiative und setzt sich gemeinsam mit Spencer gegen all die Killer zur Wehr, die es immer und immer wieder auf sie abgesehen haben. Und gerade als es so aussieht, als habe der Film endlich richtig angefangen, ist er plötzlich auch schon wieder vorbei. Wirklich schade ist das aber nicht.
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