"Triff die Robinsons" ist das letzte Produkt eines Kreativkampfs, der bei Erscheinen des Films längst entschieden ist. Nach "Himmel und Huhn" sollte dieser Film den zweiten Versuch des Disney-Konzerns markieren, mit einem komplett Computer-animierten Trickfilm verlorenes Terrain auf dem Animationsmarkt zurück zu erlangen, das der einstige Marktführer seit dem Siegeszug der Computeranimation längst an die genialen Kreativköpfe von John Lasseters Pixar Studios verloren hatte. Nachdem der bisherige Distributions-Deal zwischen Pixar (als Produzenten) und Disney (als Verleiher) im letzten Jahr auslief und Lasseter & Co. mehr Freiheiten und Gewinnbeteiligung einforderten, wollte man bei Disney eigentlich zeigen, dass man Computeranimations-Hits vom Format von "Findet Nemo" oder "Die Unglaublichen" auch selbst hinbekommt. Nach dem Quasi-Flop von "Himmel und Huhn" sah das Ende vom Lied jedoch ganz anders aus: Anstatt eines neuen Kooperationsdeals kaufte Disney Pixar gleich komplett auf (für eine atemberaubende Summe) und John Lasseter ist seitdem der Chef der gesamten Animationssparte des Konzerns (eine Rolle, in der er übrigens als erstes die zuvor stillgelegte Handanimations-Abteilung wieder ins Leben rief). "Triff die Robinsons" ist die Geschichte des Waisenjungen Lewis, ein cleveres kleines Kerlchen, der mit seinen sehr einfallsreichen, aber leider nie ganz funktionstüchtigen Erfindungen alle potentiellen Adoptiveltern vergrault hat. Als er auch mit seiner neuesten Apparatur (einem Erinnerungslesegerät) auf einem Schülerwettbewerb scheitert, will Lewis die Erfinderei frustriert aufgeben - doch da erhält Besuch von einem merkwürdigen Jungen namens Wilbur Robinson, der behauptet, aus der Zukunft zu sein, und Lewis um jeden Preis dazu bringen möchte, seinen Apparat zu reparieren und die Bastel-Leidenschaft weiter zu verfolgen. Lewis ist skeptisch und verlangt einen Beweis für Wilburs Herkunft aus der Zukunft, worauf der ihn kurzerhand in seine Zeitmaschine packt und mit nach Hause nimmt. Zu diesem Zeitpunkt ist "Triff die Robinsons" schon fast eine halbe Stunde alt und ziemlich langweilig. Die konventionell erzählte Einführung vom armen Waisenjungen, der sich nach einer Familie sehnt, ist altbacken und bietet nicht gerade viele Chancen für auflockernde Lacher, die entsprechend auch konsequent ausbleiben. Erst mit dem Trip in die Zukunftswelt tritt der Film aufs Gas, und das dann auch volles Programm: Die zwölf Mitglieder (plus Haustiere) der Familie Robinson sind ein Sammelsurium an völlig abgedrehten Gestalten aus der Kategorie "Verrückt, aber liebenswert", die in einem nicht minder abgedrehten Haus in einer ziemlich abgedrehten Zukunft leben. Verrückte Wildheit scheint hier Lebensmotto und Grundprinzip zu sein, und auch der Film schreibt sich dies mit viel Elan auf die Fahnen: Gesprochen wird in einem aberwitzigen Tempo, dem die Inszenierung mit wilden Bewegungen, Perspektiven und Schnitten in nichts nachsteht. Wie sich die ganze Geschichte auflösen wird und warum Wilbur so viel daran gelegen ist, dass Lewis mit seiner Erfindung am Ball bleibt, hat jeder halbwegs erfahrene Filmzuschauer sehr schnell durchschaut. Dennoch muss man dem Film zugute halten, dass er seine losen Enden zum Schluss sehr schön zusammenfügt, und sogar das Zeitreise-Chaos scheint am Ende zumindest in sich halbwegs logisch zu sein. Einen gewissen eigenen Charme kann man den "Robinsons" nicht absprechen, was sie immerhin knapp über durchgefallene Genre-Konkurrenten wie "Robots" erhebt. Wie diesem fehlt es hier aber einfach konsequent an zündendem Witz und eben jener erzählerischen Leichtigkeit, die jeden Pixar-Film zu so etwas Besonderem macht. |
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