Soso, denkt man, die Grundidee "Kinder finden Spiel, spielen Spiel, aber oh, es wird alles real und verwüstet ihr Haus" ist doch ein alter Hut. Richtig, bei "Zathura" handelt es sich um ein weiteres Buch des Kinderbuchautoren Chris van Allsburg ("Jumanji", "Polar Express"). Da ist folgerichtig der nächste Gedanke, dass Hollywood hier mal wieder eine altbewährte Idee aufbrüht, um sie den Massen noch mal zum Fraß vorzuwerfen. Doch weit gefehlt: "Zathura" ist kein langweiliges Sequel, sondern sogar weit besser als das Original. In diesem Feuerwerk aus Effekten, Sound, Spannung und flotten Dialogen wird man auf eine Reise mitgenommen, gegen welche die wilden Tiere aus "Jumanji" wie ein Streichelzoo wirken.
Die beiden Brüder Walter und Danny sind enttäuscht. Wieder einmal muss Papa (Tim Robbins, "Krieg der Welten", "Arlington Road") arbeiten und lässt sie einfach von der geschiedenen Mutter abholen. Doch bevor diese auftaucht, entdeckt Danny ein Spiel namens Zathura im Keller des alten Hauses seines Vaters. Er beginnt zu spielen und schwuppdiwupp finden sich die Brüder mit dem gesamten Haus in den großen Weiten des Universums wieder. Dort müssen sie nicht nur ihre tiefgefrorene Teenage-Schwester Lisa (Kristen Stewart, "Panic Room") retten, sondern treffen auf einen Astronauten (Dax Shepard), einen wild gewordenen Roboter und auf außerirdische Monster, die Zorgonen.
"Zathura" sprüht vor Ideen, aber besticht auch mit einer guten Story und präzisen Dialogen. Allerdings wird es in diesem "Kinderfilm" höchstwahrscheinlich Kleinkinder-Kreischattacken geben (derzeitig ist FSK 6 beantragt, doch sind hier Sechsjährige vielleicht doch etwas verängstigt), und bei solcher Spannung und solchen Bedrohungen werden wohl nicht nur Kinder aufgeregt auf ihrem Kinosessel hin und her rutschen. Der Regisseur Jon Favreau ("Buddy, der Weihnachts-Elf", "Daredevil") setzte in "Zathura" Computeranimation gezielt nur dann ein, wenn die Effekte nicht real umzusetzen waren, und das hat sich ausgezahlt. Denn die real gefilmten Feuer, Monster (Puppen) und wackelnden Gegenstände lassen die Schauspieler umso besser damit interagieren. Die digitalen Effekte an sich sind ausgezeichnet und fügen sich gut in die Handlung ein, ohne sinnlos hineingestopft zu wirken wie bei manch anderen Filmen.
Die Kamera erlaubt sich auch einige Spielereien wie z. B. Einstellungen wie aus Western-Duellen und Bilder der Zorgonen, die eher an "Alien" erinnern, doch diese Anspielungen sind nicht billige Effekte, die das Publikum von einer seichten Story ablenken sollen (siehe die hohlen Zitat-Orgien "Große Haie, kleine Fische" und "Himmel und Huhn"), sondern fügen sich wie schon die Computeranimationen perfekt in das Gesamtgefüge ein.
Besonders herrlich für die Coen-Brüder-Fans unter den erwachsenen Zuschauern sind die Anspielungen auf "The Big Lebowski", die einem zuerst gar nicht auffallen. Die Brüder heißen Walter und Danny (statt Donnie), wobei Danny eher schmächtig und planlos ist, während Walter zu Wutanfällen neigt und eine bestimmte Sache gar nicht ausstehen kann: Schummeln. Im englischen Original reden sich die drei (Walter, Danny und der Astronaut) dazu noch dauernd mit "Dude" an.
Ebenso köstlich ist eine Streitszene zwischen den Brüdern, bei der sie sich genau die gleichen Argumente an den Kopf werfen, die man in jedem Ehekrach von beiden Parteien hört. Das Schöne: Der Krach passt zu den kindlichen Charakteren und macht den Erwachsenen trotzdem Spaß.
Aber wie steht es eigentlich mit den Kindern, für die dieser Familienfilm ja grundsätzlich gedacht ist? Bis auf die oben genannten möglichen Kleinkinder-Kreischattacken werden sie mit großen Augen aus dem Film kommen und sagen "Können wir noch mal rein?". Und auch Papa wird die Mama wahrscheinlich mit bettelndem Hundeblick angucken. Wie war das noch mal: Wir dachten zuerst, dies sei eine alte aufgewärmte Geschichte? Man sollte dem ersten Eindruck wohl wirklich nicht vertrauen...
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