In keinem anderen Genre geht das so fix mit den Fortsetzungen wie beim schnell abgedrehten Horrorfilm, so denn tatsächlich mal wieder eine Idee so richtig eingeschlagen hat. Dem Vorbild der langsam auslaufenden "Saw"-Franchise folgend, stehen uns daher nun vermutlich jährlich neue paranormale Aktivitäten ins Haus. Es ist aber natürlich auch einfach zu verlockend, denn welches Studio mag schon darauf verzichten, aus einem Budget von diesmal immerhin geschätzten drei Millionen so mühelos ein Vielfaches herauszuholen. Auch "Paranormal Acticity 2" nähert sich nämlich in den USA schon wieder der 100-Millionen-Dollar-Einnahme-Marke und so wird es sicherlich auch danach noch weitergehen. Denn obwohl sich Oren Peli, Autor und Regisseur und damit Mastermind des ersten Films nun neuen Herausforderungen zugewandt hat (genauer gesagt dem SciFi-Projekt "Area 51"), liefern seine Nachfolger jetzt erstmal eine durchaus achtbare Fortsetzung ab.
Filmbild, dass der Verleih zur Veröffentlichung bereitgestellt hat. Warum auch immer. |
Die Familie ist dieselbe, aber die Protagonisten sind andere: Nur ab und zu schaut das dem Publikum bereits bekannte Paar Katie und Micah im Haus von Katies Schwester Kristi vorbei. Die lebt dort mit ihrem Mann Dan, dessen Tochter Ali aus einer früheren Beziehung und dem eigenen frisch geborenen Sohn Hunter, komplettiert durch zwei internationale Beiträge in Gestalt von mexikanischer Haushälterin und deutschem Schäferhund. Nach einem Einbruch, bei dem allerdings kaum etwas gestohlen wird, lässt Dan im ganzen Haus Überwachungskameras installieren, doch die merkwürdigen Begebenheiten reißen nicht ab. Aufgehängte Pfannen, die sich plötzlich aus der Verankerung lösen und auf den Küchentisch knallen, ein automatischer Poolreiniger, der anscheinend selbstständig seinen Aufgabenbereich verlässt - nichts was einen in Panik versetzten würde, aber doch beunruhigend genug. Während Dan die Vorkommnisse nicht weiter ernst nehmen will, betreibt Tochter Ali Recherchen und bringt bald den Begriff "Dämon" ins Spiel. Auch die beiden Schwestern erinnert die Entwicklung an unangenehme Erfahrungen in ihrer Kindheit und sie beginnen Schlimmes zu befürchten. Wie sich zeigen wird, völlig zu Recht.
Zugegeben, in der ersten Hälfte des Films macht sich schon der Eindruck breit es handele sich um nicht viel mehr als noch einmal exakt den gleichen Inhalt in neuer, etwas aufgemotzter Verpackung. Mehr Bewohner, mehr Räume, mehr Kameras - mit anderen Worten die zu erwartenden typischen Mittel einer kurzfristig gebastelten Fortsetzung. Aber "Paranormal Activity 2" bietet auch hinsichtlich seiner Story dann etwas mehr, nämlich Erklärungen und Antworten auf fast alle Fragen, die der Vorgänger noch offen ließ. Fragen wie "Warum das Ganze?" und "Warum ausgerechnet bei diesen Leuten?" werden sogar ziemlich erschöpfend geklärt, was zwar einerseits etwas vom "Zauber" des Mysteriums nimmt, auf der anderen Seite aber doch auch eine gewisse Befriedigung verschafft.
Am meisten Eindruck macht aber die gekonnte und intelligente Verknüpfung zu den Figuren und Geschehnissen aus Teil Eins, was sich schon allein daraus ablesen lässt, dass sich die Frage, ob es sich den hier nun um ein Prequel oder doch vielleicht ein Sequel handelt, nicht so eindeutig beantworten lässt. Denn es ist zwar hauptsächlich Ersteres, ab und zu aber auch Letzteres und läuft zwischenzeitlich sogar parallel zum ersten Film. Das ist ziemlich clever konstruiert und verlangt auch einiges an Aufmerksamkeit vom Zuschauer.
Ansonsten hat man sowohl Stärken als auch Schwächen der zugrunde liegenden Blaupause übernommen, sprich: Es gibt wieder einige sehr schöne, vor allem akustische Schrecksequenzen, doch sind diese recht dünn gesät und die Banalität der ersten halben Stunde strapaziert erneut ein wenig die Geduld. Auch kommt der Übergang von eher harmlosen Aktionen zum wirklich brutalen Showdown erneut sehr plötzlich und wirft damit schon die Frage auf, warum man sich denn die meiste Zeit mit relativem Kinderkram aufgehalten hat.
Dieses Spuk-Theater wird auch diesmal von einem aus unbekannten, aber guten Darstellern bestehenden Ensemble aufgeführt, dass sich die einzelnen Figuren dabei nicht immer vernünftig und logisch verhalten ist den Schauspielern nicht anzulasten und sowieso ein handlungstechnisch oft unabdingbarer Bestandteil des gut abgehangenen Horrorfilms.
Dieser hier mundet auch als zweiter Aufguss noch recht gut und bietet ausreichend Material um seine Existenz zu rechtfertigen. Aber obwohl das Ende dann noch genug Spielraum für eine weitere Fortsetzung bietet, stellt sich bereits jetzt ein nicht zu übersehendes Sättigungsgefühl ein, welches zu dem Fazit führt: Mehr davon muss es eigentlich wirklich nicht sein.
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