Der Chicagoer Anwalt John Clark (Richard Gere) hat alles, was man sich wünschen kann. Er ist auf der Arbeit beliebt, hat eine ihn liebende Frau (Susan Sarandon), zwei wohlgeratene Kinder - und doch fehlt ihm etwas. Was das ist, stellt er fest, als er impulsiv eines Abends auf dem Nachhauseweg bei Frau Mitzis Tanzschule aussteigt. Zuerst ist er nur fasziniert von der schönen Tanzlehrerin Paulina (Jennifer Lopez), deren Anblick im Fenster der Tanzschule ihn verzaubert. Aber nach und nach merkt John wie viel Spaß ihm der Tanz macht und findet in seinem Kollegen Link Peterson (Stanley Tucci) einen heimlichen Tanzkollegen. Nur seine Ehefrau Beverly, vor der John seine neue Leidenschaft geheim hält, vermutet Schlimmes und heuert einen Privatdetektiv an. Währenddessen bereitet sich John zusammen mit der lauten und leicht schrillen Bobbie (Lisa Ann Walter) auf einen großen Amateur-Tanzwettbewerb vor. Was Inspirationsquellen betrifft, geht ja seit einigen Jahren der Blick vermehrt Richtung Asien. Gerade im Horror- und Thrillergenre konnten Remakes wie "Ring" überzeugen und kaum eine Option auf die japanischen Blockbuster dieses Genres wurde nicht schon nach Hollywood verkauft. Nimmt man noch Wunderwerke wie "Old Boy" hinzu, muss man zu dem Schluss kommen, dass in Sachen Kreativität das asiatische Kino Hollywood mittlerweile hinter sich im Staub liegen lässt. Deutlich wird dies natürlich besonders bei asiatischen Stoffen, die ins Hollywoodformat übertragen werden. Und dass dies durchaus seine Tücken hat, davon kann auch "Darf ich bitten?" Zeugnis ablegen. Eigentlich kann nämlich die Prämisse, die Geschichte um einen erfolgreichen aber unerfüllten Geschäftsmann, der durch Tanzen ungeahnte Freude am Leben findet, nach Amerika zu übertragen, nicht funktionieren, weil der Film untrennbar mit seinem Entstehungsort und dessen Traditionen verbunden ist. Um einen Ausbruch aus dem von genau festgelegten Benimmregeln, Hierarchien und Tabus bestimmten, repressiven japanischen Lebensstil ging es im Original, das hierzulande als "Shall We Dance" in die Kinos kam. Denn in einem Land, in dem paradoxerweise gemeinsames Karaoke-Singen als die beste Möglichkeit gilt, Einsicht in die Seele des Gegenübers zu bekommen, ist klassischer Paartanz ungewöhnlich und für bestimmte Gesellschaftsmitglieder verpönt. Daher war das japanische Original vor allem auch eine Auseinandersetzung mit den Beschränkungen des Lebens und wie man sie überwindet. Richard Gere überzeugt dennoch als Mann mit Tanzleidenschaft, obwohl der auch hier wieder charismatische Gere im Grunde genommen fehlbesetzt ist, denn er wirkt zu keiner Sekunde wie ein Mann, der nicht weiß, wie man tanzt. Susan Sarandon als Ehefrau Beverly wird leider auf (zu) wenige Auftritte reduziert, hat aber mit dem von ihr angeheuerten Privatdetektiv einige wirklich sehr hübsche Szenen. Problemfall ist da leider wieder mal La Lopez. Ohne übermäßig gehässig sein zu wollen, aber es ist ja schon fast tragisch, wie diese Dame innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit vom It-Girl zum Kassengift mutierte. Und man weiß nicht recht, ob sich das mit "Darf ich bitten?" ändern wird, denn ausgerechnet Lopez' Rolle der traumatisierten und traurigen Tänzerin ist erstens überflüssig und zweitens reichlich stereotyp. Da muss man auch dem Regisseur Peter Chelsom Vorwürfe machen, denn um Traurigkeit und Sehnsucht darzustellen, reicht es nicht, Lopez im neonumstrahlten Fenster zu drapieren und in die Ferne starren zu lassen. Zumal diese Einstellung spätestens bei der zweiten Wiederholung mehr mit Altherrenphantasie zu tun hat als mit Charakterdarstellung. Dazu gesellen sich Stanley Tucci als heimlicher Latinotänzer mit absurder Langhaarperücke und sympathische Darsteller in klischierten Nebenrollen. So Geres Tanzkommilitonen, Omar Benson Miller als schüchternes schwarzes Riesenbaby (wie in "8 Mile") und Bobby Cannavale als vorgeblicher Latino-Macho mit weichem Kern (ähnlich wie in "The Station Agent"). Leider ist "Darf ich bitten?" ein Film, der stark beginnt und dann relativ stark nachlässt. Die erste Stunde des Films ist oftmals wirklich witzig, charmant und - jawoll - leichtfüßig. Und während man sich noch freut, dass in diesem Teil vorhersehbare melodramatische Klippen geschickt umschifft werden, so wird dann in der zweiten Hälfte völlig unnötig auf sie drauf geschlagen. Da werden dann relativ unmotiviert quasi-dramatische Ereignisse aufgebracht, um dann noch den ein oder anderen gestelzten Tränendrüsenmoment zu bekommen. Als hätten kleine Lachtränen nicht gereicht. So gerät dieser Film, der locker und beschwingt wie ein Sommertanz sein will und dies über den Großteil seiner Laufzeit auch ist, ein wenig aus dem Takt und tritt seinem Tanzpartner, also dem Publikum, ein bisschen übereifrig auf die Füße. Und während man am Anfang bei den lustvoll dargestellten Klischees noch ein Auge zudrückt, wird es am Ende dann doch ein wenig viel. Dabei hatten Peter Chelsoms frühere Filme, etwa "Funny Bones", sich durch ihre bittersüße Art und feine Beobachtungen ausgezeichnet. |
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