„Crowdfunding“ ist sicher nicht für jedes Projekt das neue Zauberwort, aber wenn man auf eine stattliche Fanbasis bauen kann, dann geht da schon was, ob diese nun – wie bei „Iron Sky - Wir kommen in Frieden!“ - über einen vielversprechenden Internet-Auftritt mobilisiert werden kann oder einfach gerne ihre Lieblings-Fernsehserien auf der Kino-Leinwand sehen möchte. Für den womöglich furchtbarsten Chef aller Zeiten war es augenscheinlich der richtige Weg, denn dank einer gelungenen Anschubfinanzierung in Höhe von einer Million Euro darf der „Papa“ nun also auch im Kino sein Unwesen treiben und uns mit Lebensweisheiten beglücken, die auch keiner noch so oberflächlichen Überprüfung standhalten. Dass tut er auf die bewährte Weise in einer Geschichte, die zwar irgendwo schon eine Art XXL-Version der TV-Episoden darstellt, deren Geist aber jederzeit treu bleibt.
Er hatte es ja eigentlich schon vorher gewusst: „Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht und am Ende gibt´s Ärger." Und eigentlich wollte Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst), nach wie vor bzw. immer mal wieder Leiter der Abteilung Schadensregulierung bei der CAPITOL Versicherung, deshalb auch gar nicht erst daran teilnehmen. Während sein Stellvertreter Berthold „Ernie“ Heisterkamp (Bjarne Mädel) die Kollegen mit Aktionen nach Lehrbuch zu motivieren versucht, entwickelt Stromberg erst dann Energie als er beiläufig vom Hausmeister erfährt, dass seiner Zweigstelle die baldige Schließung droht. Rettung verspricht einzig ein Wechsel in die Zentrale, daher gilt es nun Kontakte zu knüpfen und das erfordert dann eben doch den Ausflug zum Tagungshotel. Schon bei der Busfahrt kommt es natürlich zu ersten Problemen, doch erstaunlicherweise führt Strombergs Aktivität die Gruppe schließlich genauso zum Ziel wie sein Eingreifen auf der eher schleppend anlaufenden Betriebsfeier die Stimmung hebt. Es scheint also ausnahmsweise mal richtig gut zu laufen für unseren Bürohelden, zumal sich auch die Beziehung mit seinem „Schirmchen“ (Milena Dreißig) in die richtige Richtung bewegt. Doch Bernd Stromberg wäre nicht Bernd Stromberg, wenn er nicht mühelos sämtliche aufgebauten Pluspunkte innerhalb kürzester Zeit auch wieder verspielen könnte.
Dass es dazu auch kommt dürfte niemanden ernsthaft überraschen, schließlich ist die Schadenfreude über das stets irgendwann zusammenbrechende Kartenhaus aus Schwindeleien und Schleimereien der Titelfigur einer der Erfolgskonstanten der Marke „Stromberg“. Daran ändert sich in der Kinoversion genauso wenig etwas wie am grundsätzlichen Aufbau von Situationen, in denen den Figuren ausreichend Gelegenheit gegeben wird diverse Momente des Fremdschämens zu kreieren, die jedoch für jeden, der auch einmal das zweifelhafte Vergnügen hatte in so einer Bürogemeinschaft zu arbeiten, zahlreiche Wiedererkennungsmomente liefert. Wenn das Großraumbüro schon trist und spießig war, so ist es das Tagungshotel keinen Deut weniger und wirft einen im Grunde doch sehr deprimierenden Blick auf eine Welt, in der Betriebsfeiern mit Namen wie Bernhard Brink oder Roland Kaiser zu den einsamen Lebenshöhepunkten gehören. Aber eben auch einen nach wie vor verdammt witzigen, mit teils brillanten und perfekt getimten Dialogen sowie Sprüchen und Zitaten, bei denen man sich wirklich fragt wo die das denn alles noch herholen.
So weit, so amüsant, die Wiedersehensfreude dürfte für jeden Freund der TV-Serie erstmal einige Zeit anhalten, zumal auch jede der bekannten Nebenfiguren zu ihrem Recht und einem eigenen Erzählstrang kommt, der mal mehr (Ernies hilflose Versuche Eindruck zu schinden) und mal etwas weniger (der übertrieben asozial agierende Adoptivsohn von Tanja und Ulf) zu überzeugen weiß. Im Zentrum des Geschehens steht aber selbstverständlich Stehaufmännchen Bernd Stromberg, der hier gleich mehrfach die Karriere-Leiter innerhalb nur weniger Stunden rauf und auch wieder runterfällt.
Und weil man wohl doch der Auffassung war, für einen Spielfilm etwas mehr bieten zu müssen, zieht man dann im Schlussdrittel die Schraube der absurden Wendungen vielleicht doch etwas zu stark an und verlässt schließlich jede Realitätsebene. Glaubwürdig ist das zwar am Ende alles nicht mehr, wirklich schlimm allerdings auch nicht und immerhin gewährt der Film seiner Hauptfigur inmitten all des Chaos und der Verlockungen dann sogar einen echten Moment von wahrhaftiger Aufrichtigkeit, die Gelegenheit zu einer Entscheidung, die ausnahmsweise mal nicht dem Pfad komplett egoistischer Rücksichtslosigkeit folgt und somit zeigt, dass dieser Bernd Stromberg eben nicht nur eine reine Witzfigur ist.
Bevor es so richtig wild und turbulent wird, geht es im Mittelteil allerdings auch mal etwas zäh voran und es wird deutlich, dass das Prinzip „Stromberg“ auf Spielfilmlänge dann doch nicht durchgehend ganz so perfekt funktioniert wie bei den oft brillant durchkomponierten Serienepisoden. Das ist aber wenig überraschend, so wenig wie das Fazit zum Film, der vermutlich kaum ein völlig neues Publikum anlocken dürfte, dem bereits überzeugten Fan-Chor aber auf hohem Niveau jede Menge von dem bietet was er bereits kennt und schätzt.
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