Es waren einmal, tief
im Wald, vier singende Mönche. Abgeschieden von der restlichen,
bösen Welt und der Kirche
bildeten diese vier einen der beiden letzten Orden der Cantorianer,
die Gott mit ihrem Gesang priesen. Fern von Strom und Neuigkeiten
war seit Jahrzehnten das einzig weibliche Wesen die störrische
Ziege Hildegard.
Nichts störte den Frieden der Sangesbrüder, nicht mal ein
200 Jahre alter Streit mit dem einzigen anderen Kloster des Ordens
in Italien. Beide Klöster beanspruchten die Regula Cantorianorum
für sich: das handgeschriebene Buch ihres Gründers Urban,
nach dessen Regeln sie leben.
Doch eines Tages erkrankt der Abt (Traugott (!) Buhre) und offenbart
den Mönchen, dass das Kloster verschuldet ist. Er beauftragt
seine Zöglinge auf dem Sterbebett, wenigstens das Buch ins Kloster
in Italien zu retten, wenn sie schon die Heimat aufgeben müssen.
Und so kommt es wie es kommen muss: die drei Übriggebliebenen
ziehen in die unbekannte weite Welt hinaus.
Moooment: das kennen wir doch? Fern der Zivilisation sind schon
so viele Helden aufgewachsen: Mowgli aus dem Dschungelbuch; der
Typ aus "Eve und der letzte Gentleman" und last but not
least Tarzan. Und was passiert
da jedem anständigen Außenseiter wohl als nächstes
in der richtigen Welt: der junge Held entdeckt die Frauen und verliebt
sich! So auch hier: Arbo (Daniel Brühl, "Schule"),
der schon seit frühester Kindheit im Kloster lebt, verfällt
der ersten Frau, die ihn fast überfährt. Sie heißt
Chiara (Chiara Schoras) und findet ihn auch "unheimlich süß".
Hier beginnt das Roadmovie der drei Helden, die spontan in Chiaras
Cabrio mitfahren. Hier lernen sie als erstes, dass Musik mittlerweile
aus Kassetten kommt.
Die erste Station Richtung Italien ist die Heimat von Mönch
Tassilo (Matthias Brenner), der sehen will, ob seine Mutter (Christel
Peters) noch lebt. Das tut sie in der Tat, und Tassilo bleibt gleich
da, um der alten Dame ein wenig zu helfen.
Arbo und Benno (Michael Gwisdek) ziehen schweren Herzens ohne Tassilo
und Chiara weiter, die arbeiten muss. Und wieder kommt es, wie es
kommen muss: die Mission droht zu scheitern, Benno läuft zum
feindlichen Lager über, zu den fiesen Jesuiten. Auch Chiara
wendet sich ab, nachdem sie Arbo über die Freuden der Fleischeslust
aufgeklärt hat.
So
ist es die Aufgabe unseres jungen Helden, den letzten Willen des
Abtes ganz alleine und voller Liebeskummer zu erfüllen. Doch
es naht schon Hilfe, allerdings nicht von Ziege Hildegard: die hat
der Herrgott bereits zu sich geholt.
Trotz aller Momente, in denen man denkt, man sieht eine Neuverfilmung von "Die Dornenvögel" oder Tarzan, ist hier die klassische Geschichte doch ganz nett umgesetzt. Zumindest das Umfeld eines spartanischen, weltfremden Ordens zeugt von Phantasie des Drehbuchautors. Auch die Charakterisierung der Jesuiten ist interessant, ein vergleichbares Feindbild ist mir jedenfalls nicht bekannt. Dabei geht es hier nicht nur um Intrigen, sondern auch um Verfolgungsjagden und fiese Manipulationen.
Allerdings ist fraglich, wer für diesen Film als Zielgruppe in Frage kommt. Die Geschichte des jungen Mönches könnte vielleicht weibliche Teenies ansprechen, die Daniel Brühl "süß" finden. Aber der Rest? Die Musik der Mönche spricht mit Sicherheit kein junges Publikum an, ein älteres kann wahrscheinlich mit Arbo nichts anfangen. Dass da die schönen Landschaftsbilder und die ungewöhnlichen Helden ausreichen bleibt zu hoffen.
Beeindruckend ist vor allem Daniel Brühl, der schon in "Das
weiße Rauschen" mehr als nur gut spielt. Seine Wandlungsfähigkeit
erinnert schon an ein Chamäleon, hier führt es sogar soweit,
dass es schon eine Weile braucht, ihn überhaupt zu erkennen.
Da kann man nur den Himmel anflehen, dass dieses Talent erkannt
und mit etwas publikumswirksameren Projekten gesegnet wird.
Amen.
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