Und wieder mal hat ein Übersetzer auf ganzer Linie versagt: Ohne auch nur einen Blick auf den Inhalt des Films zu werfen, wurde aus "One Night at McCool's" das zwar wörtlich korrekte, sachlich aber komplett falsche "Eine Nacht
hohem nostalgischen Wert (aka Staubfänger) |
bei McCool's" gemacht. Richtig wäre "Eines Nachts im McCool's", denn der amerikanische Titel versteht sich als typischer Beginn einer Anekdote, so wie "Es war einmal ..." ein Märchen eröffnet. Und McCool's ist auch keine Familie, sondern eine Bar. In dieser Bar arbeitet Randy (Matt Dillon), der außer einem ungepflegten Haus nicht viel sein Eigen nennt. In besagter Nacht trifft er, als er die Bar gerade dicht machen will, auf Jewel Valentine (Liv Tyler), eine Person, die genauso süß und naiv erscheint wie ihr Name, und natürlich mächtig viel Ärger bedeutet. Keine vier Stunden später hat Randy eine fantastische Liebesnacht hinter sich und eine Leiche am Hals. Die bezaubernde Jewel macht sich indes hausfrauenartig breit, beginnt das traute Heim nach ihren Katalogvorstellungen umzugestalten, und wird in ihrer unschuldigen Art schnell zum allgemeinen Objekt der Begierde: Der streng katholische Polizist Dehling (John Goodman), der die sich häufenden Verbrechen eigentlich nur untersucht, um Jewel möglichst oft verhören zu können, verfällt ihr ebenso plötzlich wie Randy's Cousin um zwei Ecken Carl (Paul Reiser), ein erfolgreicher Anwalt und ausgeprägter Lustmolch.
Douglas beweist Mut zur Häßlichkeit |
Diese drei Herren beichten rückblickend die Ereignisse
einem
Priester, einer Psychiaterin und einem Auftragskiller
(göttlich:
Michael Douglas als versiffter Bingo-Spieler mit
Elvis-Tolle),
so daß der Film zwischen drei verschiedenen
Erzählperspektiven
wechselt. Das ist indes nicht, wie in anderen Werken,
dazu da,
um die Relativität der Realität zu verdeutlichen,
sondern ein
äußerst gut durchgezogener Gag, der Jewel aus immer
anderen
Augen zeigt - mal als Lustobjekt, mal als
anbetungswürdige Heilige
- aber nie als das, was sie wirklich ist. Denn Jewel
ist ungefähr
so unschuldig wie O.J. Simpson, aber gesegnet mit
einem Satz
Augen wie einst Audrey Hepburn, mit dem sie die Männer
nach
Belieben verzaubert. Und so zeigen die wechselnden
Perspektiven
auch immer wieder auf, welchem Bock der jeweils andere
Verehrer
aufgesessen ist, während der nächste bereits in
Vorbereitung
ist. Den weit verbreiteten männlichen Irrglauben, daß
sich Schönheit
und Intelligenz bei einer Frau gegenseitig
ausschließen, weiß
Jewel gezielt und gewitzt auszunutzen.
"Eine Nacht bei McCool's" ist so etwas wie die
schwarzhumorige
Version von "Verrückt nach Mary": Eine Frau macht alle
Männer
wahnsinnig. Nur daß das
wohl eine Standard-Männerphantasie aus. |
Traumobjekt es in diesem Falle faustdick hinter den
Ohren hat.
Liv Tyler, die perfekte Besetzung für Jewel,
manipuliert die
sabbernden Potenzbolzen um sich herum in grandios
leichtfüßiger
Weise und macht mit gezielt eingesetzten Reizen jeden
zu ihrem
Sklaven. Besonders John Goodman als an sich
herzensguter Cop,
der ein ganz heftigen Beschützerinstinkt entwickelt,
leistet
fantastische Arbeit, wenn er im Dialog mit einem nicht
weniger
erregten Priester versucht, sein Verlangen moralisch
für seinen
Glauben zu rechtfertigen.
Trotz der cleveren Struktur und dem kurzweiligen Witz
hat "Eine
Nacht bei McCool's" ein paar Hänger: Anfangs wird die
Erzählperspektive
von Carl zu
erklären, wie sie in diese Situation gekommen sind. |
stark vernachlässigt, so daß sich ihr Sinn erst spät
erschließt.
Die Zurschaustellung von Liv Tyler in knappen
Klamotten, die
ihre körperlichen Reize hervorheben, erklärt zwar die
lüsternen
Blicke der verwirrten Herren, wird aber doch ein wenig
übertrieben.
Und letztendlich ist der gesamte Film ohnehin nur ein
einziges
großes Setup für den zugegebenermaßen hervorragenden
Schluß,
wo sich in klassischer Shoot-out-Manier alle
Beteiligten an
einem Ort einfinden und ein paar gut gesetzte
Überraschungen
der Sache die letzte Würze geben.
Würden nicht so viele große Namen mitspielen, wäre
"Eine Nacht
bei McCool's" eigentlich ein überraschend gut
gelungenes Independent-Projekt.
Da Michael Douglas höchstpersönlich für die Produktion
verantwortlich
zeichnet, kann man indes wohl nur gratulieren, daß er
einen
wirklich unterhaltsamen Stoff gefunden und ihn mit der
nötigen
Publicity unterstützt hat. Entstanden ist so eine
höchst amüsante
Komödie, die mit leichter Ironie ihren schwarzen Humor
nicht
übertreibt und daher, trotz mehrerer Toter, nicht eine
Sekunde
aus der Rolle fällt.
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