Die Welle der Comicverfilmungen schwappt ungebremst weiter, und neben den dominanten Adaptionen der populären Marvel Comics finden interessanterweise auch immer mehr der eher etwas abseitigen Figuren des Mediums Interesse bei den Filmschaffenden. Diese Entwicklung bescherte uns letztes Jahr den großartigen "Hellboy" und lässt uns bereits angespannt auf "Sin City" warten. Für zwischendurch gibt es nun aber erst einmal "Constantine" mit Kenau Reeves. Eine Besetzung, die bereits im Vorfeld für mächtigen Aufruhr bei der treuen Fangemeinde sorgte. Denn bei "John Constantine: Hellblazer" handelt es sich um die zwar nicht erfolgreichste, aber zumindest doch langlebigste Reihe des Labels "Vertigo", in welchem DC - der Mutterverlag von Superman und Batman - einige etwas "erwachsenere" Geschichten erzählt. Der stets etwas heruntergekommene Constantine ist dabei eine durchaus zwielichtige Persönlichkeit, die ihre mittelprächtigen magischen Fähigkeiten auch mehr für eigene Ziele als zum Gemeinwohl einsetzt. Und vor allem ist er Engländer und trägt Trenchcoat. Der gute Keanu dagegen läuft jetzt im Anzug umher, ist alles andere als ein spleeniger Brite und überhaupt. Da die erwähnte Fangemeinde, wie erwähnt, zwar sehr treu, aber eben auch nicht besonders groß ist, scherte das die Produzenten nun aber eher wenig und der Name von "Mr. Matrix" zieht schließlich ganz ordentlich. Auch der Film-Constantine ist ein ziemlich abgefuckter Typ und im Umgang mit seinen Mitmenschen nicht gerade liebenswert. Der Grund für seine durchgehend schlechte Stimmung liegt dabei in einem Kindheitserlebnis. Mit der unangenehmen Gabe "gesegnet", die auf Erden wandelnden Zwitterwesen aus Himmel und Hölle erkennen zu können, unternahm John einen Selbstmordversuch. Dieser war letztendlich zwar erfolglos, ließ ihn aber bereits einen unerfreulichen Blick in die Hölle werfen. Und da er dort später auf keinen Fall noch mal hin möchte, bekämpft Constantine nun alle möglichen, die unerlaubte Grenze überschreitenden Dämonen, um sich vielleicht doch noch das Ticket nach oben zu verdienen. Dass Erzengel Gabriel ihm versichert, so einfach liefe das aber nicht, verhagelt dem Miesepeter die Laune dabei noch mehr als die ebenfalls unangenehme Diagnose, demnächst an Lungenkrebs zu krepieren. Als die Polizistin Angela Dodson (Rachel Weisz) ihn um Unterstützung bei der Aufklärung des angeblichen Selbstmordes ihrer Zwillingsschwester bittet, willigt Constantine auch nur ein, da er erkennt, dass hier Dinge im Gange sind, die auch sein Schicksal beeinflussen könnten. Dinge, an die die skeptische Angela zunächst zwar nicht glauben mag, deren Existenz sie aber bald nicht mehr leugnen kann. Für jemanden, der sich nicht schon vorher ein wenig über die Welt von "Constantine" informiert hat, bietet der Film einige Fallstricke um sich darin ziemlich zu verheddern. Die Macher räumen freimütig ein, ganz bewusst nicht alles so genau erklären zu wollen, eine Entscheidung an deren Weisheit durchaus gezweifelt werden darf. Denn im Chaos der verschiedenen Dimensionen und merkwürdigen Geschöpfe gehen Logik und Nachvollziehbarkeit der Handlung mitunter schon ein wenig verloren. Und was ist denn nun mit Kenau Reeves, dem höchst Umstrittenen? Eigentlich ist der in seinem Ausdrucksvermögen beschränkte Mime ja in eher kühlen Effektspektakeln noch immer am Besten aufgehoben. Und auch in "Constantine" macht er keine schlechte, sondern eine ziemlich coole Figur. Mit sichtlichem Spaß an der Darstellung eines offensichtlichen Unsympathen agiert Reeves hier durchaus engagiert. Dass seine Figur aufgrund des Drehbuchs dabei im Vergleich zur Vorlage recht eindimensional bleibt, kann man ihm nicht direkt vorwerfen. Für ein wenig Herz und Gefühl sorgt aber Rachel Weisz, die diesen nicht eben schauspielerfreundlichen Film mit ihrer Performance fast schon adelt. Und dass auch wenig Leinwandzeit locker genügen kann, um den Zuschauer unsäglich auf die Nerven zu gehen, beweist Shia La Beouf ("Holes") mit seinen überflüssigen Auftritten als jugendlicher Sidekick von Constantine, einer Art "Robin" für Masochisten. Insgesamt gesehen ist "Constantine" ein meist recht unterhaltsames, aber auch uneinheitliches Genrewerk geworden. Und leider schon wieder eines, bei dem der überzeugende Trailer deutlich mehr verspricht als der ganze Film dann letztendlich halten kann. Lesetipp: Die Filmszene empfiehlt zur weiteren Lektüre den "Hellblazer"-Band "Schlechte Gewohnheiten" aus dem Verlag Schreiber & Leser, in dem Kultautor Garth Ennis Constantine an Lungenkrebs erkranken lässt und der als lose Inspiration für die Verfilmung diente. |
Bilder: Courtesy of Warner Bros., Copyright 2005 |
Originaltitel
Constantine
Land
Jahr
2005
Laufzeit
121 min
Regie
Release Date
Bewertung
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