Natürlich ein Remake. Was sollte es denn auch sonst sein? Nach den Asia-Aufgüssen "Shutter" und "The Eye" findet mit "Prom Night" die dritte Horror-Neuauflage binnen weniger Wochen den Weg in die deutschen Kinos. Dabei handelt es sich - nicht wirklich überraschend - mal wieder um eine ziemlich miese ihrer Zunft. Diesmal muss die gleichnamige Vorlage von 1980 dran glauben, in der sich keine Geringere als Scream Queen Jamie Lee Curtis vor Angst um den Verstand schrie. Die Story wurde in einigen zentralen Punkten abgeändert, geholfen hat's nichts.
Drei Jahre sind vergangen, seit die Familie von Donna (Brittany Snow) niedergemetzelt wurde. Der Täter Richard Fenton (Johnathon Schaech) war ihr Lehrer und krankhaft fixiert auf sie. Er wurde gefasst und sitzt seitdem in einem Hochsicherheitsgefängnis für geistesgestörte Kriminelle. Nun wohnt Donna bei Onkel und Tante und das Trauma ist natürlich noch immer nicht komplett überwunden. Wie gut, dass mit dem Abschlussball von der Highschool, der Prom Night, nun ein Ereignis ansteht, das Donna auf andere Gedanken bringt. Gemeinsam mit ihren fünf besten Freunden blickt Donna erwartungsfroh einer unvergesslichen Nacht in einem Luxus-Hotel entgegen. Und unvergesslich wird es dann auch. Was aber weniger am Abschlussball selbst liegt als vielmehr an Richard Fenton, der aus dem Gefängnis entflohen ist und sich nun Messer schwingend unters Party-Volk mischt, mit dem einen großen Ziel: Donna.
Okay, halten wir Regisseur Nelson Mccormick mal zu Gute, dass er sich zumindest bemüht hat. Weil er die Klassiker studiert hat; weil ihm daran gelegen war, nicht nur einen Teenie-Slasher abzuliefern, sondern auch die ganz besondere Stimmung eines Abschlussballes einzufangen; und weil er entgegen des Trends weniger auf Blut, sondern mehr auf subtiles Grauen und effektvolle Schocks setzt. Nur: Das Ergebnis ist trotzdem ziemlich missraten.
Allein die Standard-Werke anzuschauen macht eben wenig Sinn, wenn man am Ende doch nur die vermeintlichen Überraschungsmomente von der Stange auffährt, die wirklich jedem bekannt sind, der in seinem Leben mehr als einen Horrorfilm gesehen hat. Stichwort: dunkler Schrank. Stichwort: Spiegel. Und auch der Verzicht auf allzu viel Kunst-Blut dürfte wohl eher der Überlegung des Studios geschuldet sein, mit einer niedrigen Altersfreigabe möglichst viele kreischende Teenies anzulocken. Was ja auch hervorragend gelungen ist: Platz 1 in den US-Kino-Charts am Startwochenende spricht eine deutliche Sprache. Aber der ist für Horrorfilme niederer Qualität dort ja eh schon fast obligatorisch.
Es ist schon erstaunlich, wie unglaublich unspektakulär und einfallslos sich "Prom Night" präsentiert. Der Killer bricht also aus dem Gefängnis aus und macht Jagd auf sein liebstes Opfer. So viel ist schon recht früh klar, denn McCormick macht kein Geheimnis um die Identität des Mörders. Ist also eigentlich davon auszugehen, dass im Hintergrund noch irgendeine andere Geschichte abläuft, die zu einem späteren Zeitpunkt enthüllt wird, denn so simpel kann selbst ein schlechter Horrorfilm heutzutage doch eigentlich gar nicht mehr sein. Aber leider: Doch, das kann er. Hier passiert rein gar nichts mehr, das Drehbuch schlägt nicht einen einzigen Haken.
Als vollkommen uninteressant erweist sich dummerweise auch der Killer höchstpersönlich. Der lauert seinen Opfern (mal Hotel-Angestellten, mal Freunden Donnas) stets entweder vor seinem eigenen Zimmer auf, oder in jenem, das die sechs Freunde sich gemietet haben. Gelegentlich fährt er auch mal mit dem Fahrstuhl in den Festsaal runter, aber nur, um dann oben doch wieder in irgendeinem Schrank zu hocken.
"Erfreulich" ist vielleicht einzig, dass sich die Charaktere nicht gar so dumm anstellen wie in manch anderem Genre-Film. Natürlich vertritt jeder ein Klischee, natürlich geht ihr Wohlbefinden dem Zuschauer am Allerwertesten vorbei und - na klar - die Dialoge sind teils zum Haare raufen, unfreiwillig komisch. Aber ein überdurchschnittlich hohes Nerv-Potential entwickeln die Figuren nicht. Muss man das dem Film nun ernsthaft zugute halten? Nein, es bewahrt ihn lediglich vor der Einstufung "totaler Müll".
Eine bis ins kleinste Detail vorhersehbare Handlung, die gar nicht erst versucht, den anspruchslosen Zuschauer mit Überraschungen aus dem Sitz zu schrecken, Schock-Momente, die ein jeder kennt, eine ideenlose Inszenierung, bestenfalls mittelmäßige Darsteller und dazu ein völlig farbloser Killer - und fertig ist das nächste Remake, das kein Mensch braucht. Eine andere Version des Drehbuchs sah etwas von wiedergeborenen Seelen und schlechtem Karma vor. Das wäre dann zwar richtig bescheuert geworden, hätte den Film aber zumindest ein wenig interessanter gemacht. So ist "Prom Night" eine sterbenslangweilige Party, die keinen Besuch verdient.
Neuen Kommentar hinzufügen