Dem klassischen Animationsfilm geht's schlecht. Während die computeranimierten Shreks, Toy Storys, Ice Ages und Monster-AGs dieser Welt für ungebrochene Euphorie in den Finanzabteilungen ihrer entsprechenden Produktionsfirmen sorgen, gucken die Handzeichner zusehends in die Röhre: Nachdem die jüngsten Disney-Projekte "Atlantis" und "Der Schatzplanet" weit hinter den Erwartungen zurück blieben, ist mit "Sinbad - Herr der sieben Meere" jüngst auch das neueste Projekt aus den Dreamworks-Studios auf dem amerikanischen Markt gefloppt. Analysten läuten ob solcher Ergebnisse bereits das Ende der Handanimation ein und urteilen, dass diese einfach nicht mehr zeitgemäß sei. Hapern tut es jedoch an einem ganz anderen Ende, denn besagten Animationsprojekten fehlt es an einer ganz klassischen Zutat: erzählerische Kreativität.
Denn während die computeranimierten Hits völlig zurecht als innovativ und ideenreich abgefeiert werden, tritt man bei der Handanimation seit über einem Jahrzehnt auf der Stelle. Daran hat auch die Gründung einer neuen schlagkräftigen Animationsschmiede bei Dreamworks nichts geändert, um dem Disney-Konzern ein bisschen Konkurrenz zu machen, denn das Mäuse-Muster wurde im Prinzip unverändert übernommen: Man bediene sich einer sattsam bekannten Heldengeschichte, glätte sie zu einem familienfreundlichen Abenteuer mit Happy-End (notfalls wird das Original dabei bis zur Unkenntlichkeit entstellt), addiere - falls nicht vorhanden - irgendwo eine Liebelei sowie einen kleineren Haufen witziger Nebenfiguren als comic relief. Fertig ist die Laube. Klingt irgendwie unspannend? Ist es auch. Mit der Story hat sich hier niemand wirklich Mühe gegeben, und so gesehen darf man sich auch nicht wundern, wenn's an der Kasse nicht klappt. Punkten kann "Sinbad" lediglich nur mit seinen fantasievollen Szenarien, und hier punktet er zugegebenermaßen dann auch ordentlich: Ob es nun um gigantische Seeungeheuer, riesige Eislandschaften oder einen Segel(schiff)-Flug über das Ende der Welt (die hier anscheinend noch eine Scheibe ist) geht: In beizeiten wirklich beeindruckenden Sequenzen machen sich die Zeichner einen der Ur-Vorteile ihres Genres zunutze - Fantasien in Bilder zu fassen, die in der Realität nicht zu erschaffen sind. Wenn die großen Trickfilmstudios ihre kreativsten Köpfe an die computeranimierten Projekte setzen und bei den klassischen Streifen auch weiterhin auf "klassische" Storys setzen, darf man sich nicht wirklich wundern, wenn das Publikum sich zusehends auf eine Seite schlägt. Dass dies nicht wirklich eine Frage der Produktionsmethode ist, bewies im letzten Jahr übrigens der Disney-Film "Lilo & Stitch": Ohne eine große Kampagne und komplett handanimiert avancierte er zur erfolgreichsten hauseigenen Produktion des Mäuse-Konzerns der letzten paar Jahre - mit einem gänzlich unklassischen Helden. Vielleicht sollten die Marktanalysten mal darüber nachdenken …. |
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