Snakes on a Plane

Originaltitel
Snakes on a Plane
Land
Jahr
2006
Laufzeit
105 min
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 18. März 2011

Jaja, schon klar: "Enough with this motherfucking Snakes on this motherfucking Plane". Ein schöner, cooler Satz, der allerdings noch besser kommen würde, wenn man aufgrund eines wahren Overkills an Vorab-Informationen zu diesem Film nicht schon darauf warten würde, wann der gute Samuel L. Jackson ihn denn nun endlich vom Stapel lässt. Für die Uneingeweihten (und das dürften bei den Lesern eines Internetmagazins die wenigsten sein) aber doch nochmal kurz die Hintergrundgeschichte.

Bei "Snakes on a Plane" handelt es sich definitiv nicht um einen "normalen" Kinofilm. Denn der genauso simple wie geniale ursprüngliche Arbeitstitel, der so herrlich direkt deutlich macht, worum es hier geht, sorgte für einen beispiellosen Hype auf den einschlägigen Seiten der Internet-Filmfangemeinde, der dieses harmlose kleine B-Picture schnell zum Mittelpunkt wildester Spekulationen machte. Die von der Aufmerksamkeit, die ihrem Werk so unerwartet und vor allem früh gewidmet wurde, zunächst überraschten Macher reagierten schnell und zogen ihren neuen, unspektakulären Titel "Pacific Air Flight 121" flugs wieder zurück.
Doch damit nicht genug, denn was "SoaP" nun endgültig zu einer geradezu revolutionären Produktion macht, ist die Entscheidung, noch einen Schritt weiter zu gehen und dem Film eine Art basisdemokratische Mitbestimmung zu Teil werden zu lassen. Die überzeugendsten Verbesserungsvorschläge der Blogger und Foren-Teilnehmer wurden nämlich von Produktionsseite so interessiert aufgenommen, dass man flugs noch ein paar Nachdrehs ansetzte, um dem vorauseilenden Ruf als kultiger B-Film gerecht zu werden. Dieser bemerkenswerten Maßnahme verdanken wir nun ein paar deftige Oben-ohne-Sex-Szenen und unter anderem auch das eingangs angeführte Zitat, das von Fan-Seite vehement gefordert wurde, nachdem die obercoole Sau Jackson an Bord gekommen war.
In Wahrheit hat dies alles aber natürlich wenig mit echter Fanfreundlichkeit zu tun, sondern viel mehr mit dem konsequenten Ausnutzen und weiteren Anheizen eines unerwarteten Hypes, der eine höhere Gewinnspanne verspricht und zudem noch beste Aussichten auf eine neue, lukrative Franchise bietet.

Bleibt die Frage, ob das fertige Produkt denn nun all das Brimborium wert war, und die beantworten wir an dieser Stelle mit einem entschiedenen "Jein". Wie es sich gehört, kommt man extrem schnell zur Sache und hat die Ausgangsposition für den Rest des Films nach gut zehn Minuten erreicht. Bis dahin beobachtet der harmlose Surfer Sean Jones einen brutalen Mord, wird vom ermittelnden FBI-Agenten Neville Flynn mit sanftem Druck zum Kronzeugen gegen den verantwortlichen Gangsterboss gemacht und an Bord eines gut bewachten Zivilflugzeuges gebracht. Allerdings nicht so gut bewacht, als das es dem kreativen Verbrecher nicht gelingen würde, eine stattliche Anzahl höchst giftiger Schlangen im Frachtraum zu platzieren, die zudem noch mittels eines Tricks in außerordentlich aggressive Stimmung versetzt werden, auf dass sie den Kronzeugen doch bitte ins Jenseits befördern mögen.
Dieser Plan ist zwar weder nahe liegend noch besonders durchdacht, aber doch immerhin recht originell (und zumindest überlisten die Viecher spielend den Sicherheitscheck für sonst übliche Waffen). Diese Einführung gibt noch nicht viel her, ist aber, wie erwähnt, auf jeden Fall angenehm kurz. Anschließend wird es dann erstmal recht amüsant, denn die Vorstellung der ebenfalls an Bord vertretenen Personen präsentiert ein buntes Panoptikum bestens aufgelegter Nebendarsteller, die ihre selbstverständlich völlig klischeehaften Charaktere offensichtlich hoch motiviert mit Leben füllen. Da ist dann die süße Stewardess noch ein etwas willigeres Lustobjekt und der prominente Rapper noch ein bisschen selbstverliebter als man es sonst schon gesehen hat. Und bei der naiven Luxus-Tussi samt Handtaschenhündchen darf gern jeder selbst entscheiden, ob damit nun B. Spears oder doch P. Hilton gemeint ist.
Sehr hübsch gemacht das Ganze, aber dann kommen wir auch zügig zum Hauptprogramm: Schlangen jeglicher Couleur und Größe, Schlangen an jedem möglichen und unmöglichen Ort im Flugzeug und vor allem Schlangen mit Attacken auf jedes Körperteil, inklusive der Geschlechtsorgane, primäre und sekundäre. Das wirkt aber alles eher witzig als erschreckend und ist sicher auch ganz bewusst so inszeniert. Dass die Würger, Beißer und Giftspritzer dabei allesamt nicht in den exotischen Reservaten dieser Erde eingesammelt wurden, sondern ganz deutlich zum großen Teil aus dem Rechner stammen, trägt natürlich genauso stark dazu bei, das ganze Massaker unter den Passagieren nicht allzu ernst zu nehmen. Ganz im Sinne des Films wird dafür auch jede Schlange eingesetzt, die nur bunt und bedrohlich genug aussieht, völlig egal ob ihr reales Vorbild denn nun überhaupt die Spur giftig ist oder nicht.

Falls man überhaupt bei irgendeinem Film damit rechnen konnte, dass er dieses Schema aus rasanter Action und kernigen Sprüchen tatsächlich konsequent über seine komplette Laufzeit durchzieht, dann ist das sicherlich "Snakes on a Plane". Umso überraschender und ein wenig ernüchternd, dass dem nicht so ist und es nach etwa der Hälfte der Laufzeit doch allen Ernstes zu einer Umblende auf die Aktivitäten der Flughafenkontrolle und die Ermittlungen des Bodenpersonals in Form einiger FBI-Agenten kommt. Damit wird schon mal Zeit geschunden, und dann wird es wirklich empörend, greift man doch sogar noch zum verstaubten Mutterplot aller Katastrophenfilme seit "Airport": Ja genau, die berühmte "Der-Pilot-ist-flugunfähig-wer-steuert-jetzt-die-Maschine-Situation". Damit tritt dann die Bedrohung durch die Schlangen vorübergehend in den Hintergrund, und das kann ja wohl wirklich nicht Sinn eines Films mit diesem Titel sein. Zum Finale hin steigen dann aber sowohl das Adrenalin als auch der Ausstoß an prägnanten Onelinern des, natürlich perfekt besetzen, Samuel L. Jackson noch einmal an, und nach dem gelungenen Schlussgag kann man zufrieden resümieren, doch eine Menge Spaß gehabt und sich nicht gelangweilt zu haben.

Wenn, ja wenn da bloß nicht diese zwangsläufig übertriebene Erwartungshaltung gewesen wäre, hier mindestens der kompletten Neuerfindung eines ganzen Genres beiwohnen zu dürfen. Ist es deshalb also ein Jammer, dass dieser Film derart gehypt wurde, dass man beim Betrachten nicht einfach eine angenehme kleine Überraschung erleben kann? Nein, keineswegs. Denn ohne den Enthusiasmus der Vollzeit-Nerds aus dem Netz wäre es ja andererseits auch nicht dieser hübsche und überzogene Spaß geworden, sondern mit ziemlicher Sicherheit eben nur uninspirierte Dutzendware von der Stange, weniger fürs Kino gedacht als für die spätere lukrative Auswertung in den Videotheken.
Den Traum von der neuen, noch viel lukrativeren Franchise müssen die Verantwortlichen aber wohl frühzeitig begraben, denn trotz des großartigen und dazu noch kostenlosen Marketings der hochgradig gespannten Fangemeinde spielte "SoaP" bei seinem US-Start nur knapp halb soviel Geld ein, wie von nahezu allen Experten prognostiziert. Da alle Eingeweihten mit Sicherheit gleich am ersten Wochenende die Kinos stürmten, so zeigt das Ergebnis doch sehr deutlich, dass diese Gruppe zwar enorm lautstark, aber eben auch nicht so zahlreich ist, dass sie alleine bereits für einen Blockbuster sorgen könnte.
Die vermeintliche Revolution in der Filmproduktion durch eine quasi interaktive Einbeziehung der Fanbasis blieb also aus, und der durchwachsene Erfolg von "SoaP" verbleibt lediglich als eine interessante Erfahrung auch für Leute wie George Lucas, Peter Jackson oder jeden in Zukunft noch Verantwortlichen für die Verfilmung einer "heiligen" Vorlage. Sie werden auf das Geschrei der Fanboys wohl noch weniger hören als bisher.

 
Bilder: Copyright

7
7/10

Wer hier mit 3 oder weniger Punktem um sich wirft, hat wohl allerhöchste Kinokunst erwartet, die dieser Film aber weder ist noch sein will. Tiefgehende Charaktere und eine von vorne bis hinten ausgeklüngelte Story sind überhaupt nicht der Anspruch dieses Films, und man sieht in vielen Szenen nur zu gut, dass sich der Streifen selbst nicht allzu ernst nimmt.

Dieser Film will nur gut unterhalten. Und dafür ist er in Ordnung. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Permalink

3
3/10

Ich habe gar nichts erwartet. Und ganz bestimmt keine "allerhöchste Kinokunst". Aber wenn schon Trash, dann bitte witzig, originell oder unterhaltsam. Hier habe ich nichts davon entdecken können. Nur weil sich dieser Quatsch nicht ernst nimmt ist er noch lange nicht gut. Da können die Schlangen noch so oft in Ärsche (haha) oder Busen (hoho) beissen.

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