Der Star seiner eigenen Filme ist Eddie Murphy jetzt schon ein ganzes Weilchen nicht mehr: Waren seine Erfolge (und Misserfolge) der 80er und 90er hauptsächlich komplett auf ihn und sein Motorenmundwerk zugeschnittene Starvehikel, so wurde er in den zahmen Familienkomödien der letzten Jahre zunehmend von sprechenden Tieren ("Dr. Dolittle") oder kleinen Kindern ("Der Kindergarten-Daddy") ausgestochen. Der erhöhte Quotient von niedlichen Tieren und niedlichen Kindern weist auf eine grundlegende Veränderung in der Konzeption von Murphys Filmen hin. Sprachen die vorherigen Streifen mit dem hauptsächlich sich selbst in den Mittelpunkt spielenden Murphy Teens und Twens an, so bietet er mittlerweile harmlos-biedere Familienunterhaltung für die afro-amerikanische Durchschnittsfamilie. Was die simple Erklärung dafür ist, dass die letzten Murphy-Filme hierzulande keinen Stich kriegen, in den USA aber jeweils ohne große Mühe die 100 Millionen-Grenze überschreiten. So auch "Die Geistervilla", in dem Murphy als Immobilienmakler Jim Evers auftritt, der über lauter Häuser verkaufen Gattin Sara (Marsha Thomason) und seine beiden Kinder etwas vernachlässigt. Versäumtes soll bei einem gemeinsamen Wochenendausflug nachgeholt werden. Vorher will Jim nebst Familie nur noch kurz bei einem offenbar zum Verkauf stehenden Objekt vorbei. Zu dumm, dass dies die titelgebende Geistervilla ist, in der der seltsame alte Butler Ramsley (Terence Stamp) nicht das einzig Gruselige ist ....
Obwohl das jetzt sarkastisch klingen mag: "Die Geistervilla" ist im Grunde genommen die perfekte Adaption. Denn wie zuvor bei "Fluch der Karibik" ist die offizielle Inspiration für diesen Streifen eine Disneyland-Attraktion, die altehrwürdige Geisterbahn "The Haunted Mansion", und der Film fühlt sich auch so an: Man wird quasi wie in der Geisterbahn selbst von Attraktion zu Attraktion geschoben. Allerdings ohne erkennbaren Zusammenhang oder dramaturgischen Bogen. Und da ein Film so etwas nun mal braucht, herrscht nach der noch relativ gelungenen Anfangsviertelstunde schnell Zweierlei: Ein gewisses Desinteresse und gepflegte Langeweile. Sicher, nett anzusehen bleibt das hier alles und so richtig weh tut einem der Film im Gegensatz zu so manchem Murphyausfall ("Familie Klumps und der verrückte Professor") auch nicht. Aber es ist eben auch nie so richtig interessant. Hier hakt dann auch die Konzeption, denn der Film fühlt sich nicht so an, als würde der Zuschauer selbst eine Geisterbahnfahrt erleben, sondern lässt ihn bei der Geisterbahnfahrt von anderen zusehen (soll heißen: wirklich erschrecken tun sich eigentlich nur die Leute auf der Leinwand).
Und so ist dieses passiv-teilnahmslose Vergnügen eher ein halbes. Auch wenn gerade Eddie Murphy durch seine mittlerweile fast zurückhaltende Darstellung durchaus Punkte gewinnt, denn seine ewig gleiche Quasselstrippennummer hat man nun auch schon oft genug gesehen. Auch Altmime Terence Stamp gewinnt Trostpunkte. Zwar weiß man bei seinem köstlichen Chargieren hier nicht, ob er Spaß hatte oder alles nur für kompletten Mumpitz hält (vermutlich beides), aber sein gruseliger Butler ist für den einen oder anderen Lacher gut. Doch damit hat sich's dann auch schon fast. Denn was der Film inhaltlich sonst noch so zusammenbringt sind ziemlich olle Kamellen.
Am unangenehmsten fällt dann hier wie im ebenfalls eher misslungenen "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" nur noch das omnipräsente CGI auf. Man muss es ja nicht gleich zur Frage "Ist CGI der Tod von großen Filmen?" hochstilisieren (wäre angesichts der enttäuschenden "Matrix"-Fortsetzungen und Peter Jacksons Overkill im "Herr der Ringe" aber durchaus mal interessant), aber wenn man mich schon mit CGI bombardiert, dann bitte mit guten, glaubwürdigen Grafiken (wie im "Herr der Ringe"). Hier jedoch ist das digitale Getrickse in buchstäblich jeder Szene ohne allzu großes Hinsehen als solches zu erkennen, und das nervt. Und zwar grundsätzlich. Wenn ich Dinge haben möchte, die wie ein Computerspiel aussehen, setze ich mich vor einen PC und nicht in den Kinosaal (Memo an die Wachowskis: Bitte fürs nächste Mal bedenken). Und umgekehrt erwarte ich im Kinosaal dann anderes als glattgewienerte Computerbauten die sich mit den echten Bauten genau null mischen. Da möchte man dem alten Hasen Rick Baker ("American Werewolf") fast um den Hals fallen für seine analoge, nur mit Make-Up und Mechanik erschaffene Zombiearmee, die glaubwürdiger aussieht als fast alles andere in diesem Film.
Schade eigentlich, dass dem Trend, Vergnügungsparkattraktionen zu Kinofilmen zu verarbeiten, hier schon seine Grenzen aufgezeigt werden. Und dass es mit den Karibikpiraten auch nur zu einem guten Film reichte. Ich hatte mich schon so auf die Wildwasserbahn aus dem Heidepark Soltau als abendfüllenden Spielfilm gefreut. Bevor es aber demnächst noch das Kaffeetassenkarussell als 100 Millionen Dollar Spektakel gibt - Memo an Disney: Please don't try again.
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