Dies ist der dritte Teil von Peter Thorwaths "Unna-Trilogie". Dass es so eine Trilogie gibt war zwar bis vor kurzem nicht unbedingt bekannt, ist aber eine wunderbare Entschuldigung dafür, noch einmal ins bekannte Milieu mit altbekannten Typen einzutauchen. Es ist aber leider auch ein deutlicher Hinweis darauf, dass Thorwath bisher noch kein anderes Thema eingefallen ist. Und nach Betrachten von "Goldene Zeiten" reift die Erkenntnis, dass es dafür nun langsam wirklich höchste Zeit ist. Denn der Mann, der das Genre der prolligen Ruhrpottkomödie praktisch erfunden hat, mit dem genialen "Bang Boom Bang" einen echten Kultfilm ablieferte und mit "Was nicht passt, wird passend gemacht" zumindest noch einen unterhaltsamen Nachfolger hinterher schieben konnte, scheint sein Pulver nun bereits verschossen zu haben.
Was
nicht an der eigentlich recht viel versprechenden Idee liegt. Die
Geschichte vom Möchtegern Event-Manager Ingo (Wotan Wilke Möhring),
der sich die Organisation eines Charity-Festes des örtlichen
Golfclubs ergaunert und dabei an der eigenen Naivität und der
Bösartigkeit seines Umfeldes zu scheitern droht, weckt nämlich
durchaus eine freudige Erwartungshaltung. Neben der Lokal-Prominenz,
angeführt vom aalglatten und korrupten Clubpräsidenten
(Wolf Roth) samt gelangweilter und mehrfach schönheitsoperierter
Ehefrau (Birgit Stein) lässt vor allem eine Besetzung aufhorchen:
Als Stargast des Events präsentiert Macher Ingo nämlich
den etwas heruntergekommenen Hollywoodstar Douglas Burnett, der
vom Ruhm einer 20 Jahre alten TV-Serie zehrt. Dargestellt wird Burnett
hier von einem gewissen Herrn Dirk Benedict, und der ist im wirklichen
Leben was? Genau, ein etwas heruntergekommener Hollywoodstar, der
seit 20 Jahren vom Ruhm seiner alten TV-Serie "A-Team"
zehrt.
Das hat doch was, möchte man meinen, nur um dann gleich wieder
zu korrigieren auf "das hätte was gehabt". Denn das
eigenwillige Skript will es, dass
sich der angebliche Stargast schon kurz nach der gelungenen Begrüßungszeremonie
als von Ingo engagierter Hochstapler entpuppt, dessen Muttersprache
nicht Englisch und dessen Haarteil auch nicht echt ist. Dies erfährt
zwar zunächst nur der Zuschauer, aber genau dem wird mit dieser
Wendung auch komplett der Spaß genommen, einen Dirk Benedict
quasi sich selbst spielen zu sehen, denn genau das tut er hier dann
eben doch nicht.
Eine seltsame und schwer nachvollziehbare Entscheidung von Mitautor
Thorwarth, auf den anderswo dagegen wieder hundert Prozent Verlass
ist, nämlich beim Aufmarsch der alten Bekannten aus besseren
"Bang Boom Bang"-Zeiten. Von Christian Kahrmann als "Kampmann
Jr." über die Mallorca-Ausreißerin Melanie (Alexandra
Neldel) bis zum unvermeidlichen Ralf Richter in seiner Paraderolle
als Westentaschenpate Harry sind sie alle wieder mit mehr oder weniger
kurzen Gastauftritten dabei. Und gerade die Tatsache, dass die paar
Szenen mit Ralf Richter für die größten Lacher sorgen,
macht schon deutlich, wie müde und lasch der ganze Rest rüberkommt.
Thorwarths
Verständnis von "Entwicklung" war es wohl, seine
Charaktere diesmal einfach noch ein Stück derber, hinterhältiger
und rücksichtsloser zu zeichnen. Das ist ihm fraglos gelungen,
nur sind das denn eben auch keine liebenswerten Proleten und Loser
mehr. Der Clubpräsident und seine Gattin agieren dabei sowieso
jenseits von gut, aber auch Ingos Freundin vögelt natürlich
hinterm Rücken mit seinem Chef, der ihn dann trotzdem noch
über den Tisch zieht. Waren einem Thorwarths Figuren trotz
aller Schlicht- und Derbheit bisher doch noch immer irgendwie sympathisch,
so ist das jetzt anscheinend gar nicht mehr gewollt. Wenn dann aber
auch die Gags nicht mehr richtig zünden, wird das Ganze leider
zeitweilig zur Qual, bis einen das Gefühl beschleicht, hier
läuft nicht nur das Unnasche Charity-Event irgendwann unvermeidlich
aus dem Ruder, sondern ungewollt noch viel mehr.
Als Erklärung/Entschuldigung für den fehlenden Witz könnte man natürlich anführen, dass Thorwarth uns hier eine ernsthafte und böse Gesellschaftssatire oder gar einen Ausflug ins Drama anbietet. Doch dafür sind seine Charaktere wiederum viel zu überzeichnet und die ganze Handlung einfach zu unglaubwürdig. Sicher kein Fortschritt für ihn und sein Team also, vielmehr eine Art seitlicher Ausfallschritt, in die Sackgasse des unentschlossenen Weder-Noch. "Goldene Zeiten" sind das sicherlich nicht, hoffen wir also erstmal nur ganz bescheiden wieder auf Bessere.
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